Textilien aus Mikrofasern sind extrem weich und haben eine Reihe weiterer Eigenschaften, welche sie sehr beliebt machen.
Doch wie wirken sich ihre mikroskopisch kleinen Fasern auf die Umwelt aus?
Weil Mikrofasergewebe fast immer aus synthetischen Kunststoffen bestehen, sind sie praktisch genauso umweltschädlich wie andere Kunststofftextilien auch – es gibt allerdings auch umweltverträgliche Mikrofasern.
Was du über Mikrofaser wissen musst, erfährst du jetzt.
1. Was genau ist Mikrofaser eigentlich?
Mit dem Begriff Mikrofaser (manchmal auch Microfaser geschrieben) ist umgangssprachlich meistens Mikrofasergewebe gemeint, welches aus besonders feinen Fasern besteht.
Mikrofasern sind so dünn, dass eine 10 km lange Faser weniger als 1 g wiegt – das entspricht in der Textilbranche weniger als 1 dtex – selbst eine Seidenfaden wiegt mehr.
Je nach verwendetem Material entspricht das einem Durchmesser von nur 3-10 Mikrometer. Zum Vergleich: ein menschliches Haar misst etwa 60 Mikrometer und ist damit 6-20 mal dicker.
Aufgrund seiner extrem feinen Fasern weist Mikrofasergewebe einige besondere Eigenschaften auf, es ist etwa:
- extrem weich
- knittern nicht
- wasser- und windabweisend
- schnell trocknend
- atmungsaktiv
- fusselarm
- hohe Reinigungswirkung
Wegen dieser Eigenschaften wird Mikrofaser besonders gerne in der Textilindustrie wie etwa für Funktionsbekleidung, Bettwäsche, Reinigungstücher oder Putzlappen verwendet.
Mikrofaser für solche Einsatzzwecke wird überwiegend aus Kunststoffen wie Polyester oder Polyamid hergestellt und ist damit eine synthetische Kunstfaser.
Grundsätzlich können aber auch Naturfasern oder Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen (wie etwa Lyocell oder Modal) zu Mikrofasern verarbeitet werden.
Übrigens zählen auch besonders feine mineralische Fasern – etwa in mittlerweile nicht mehr erlaubter alter Glaswolle – zu Mikrofasern.
2. Ist Mikrofaser umweltschädlich?
Wenn von der Umweltschädlichkeit von Mikrofaser gesprochen wird, werden oft zwei verschiedene Dinge in einen Topf geworfen:
Auf der einen Seite haben wir es mit der eingangs beschriebenen technischen Mikrofaser zu tun, die aus verschiedenen Materialien hergestellt sein kann und zunächst lediglich dadurch gekennzeichnet ist, dass sie besonders fein ist.
Auf der anderen Seite wird der Begriff Mikrofaser oft mit Mikroplastik gleichgesetzt, also mit der Umweltverschmutzung durch besonders kleine Kunststoffteilchen.
Ist Mikrofasergewebe also umweltschädlich?
Produkte und Textilien aus Mikrofasern tragen mit der Zeit ebenso zur Verschmutzung unserer Gewässer mit Mikroplastik bei wie alle anderen Kunststofftextilien auch.
Beispielsweise lösen sich laut einer Studie während eines einzigen Waschgangs in der Waschmaschine bis zu 496.030 Mikroplastik-Fasern aus den Textilien.
Das ist bei Bekleidung oder Putzlappen aus Mikrofaser nicht anders. Zwar sind sie fusselärmer als „normale“ Textilien, aber frei von Abrieb oder Ablösen kleinster Fasern sind sie natürlich dennoch nicht.
Zudem kommt, dass die losgelösten Fasern dann praktisch immer direkt Mikroplastik sind, weil sie von Anfang an extrem klein sind.
Studien belegen, dass die Haushaltswäsche von Textilien erheblich zur Belastung von Mikrofasern in unseren Flüssen, Seen und Ozeanen beiträgt.
Einen Pluspunkt bezüglicher der Umweltverträglichkeit haben Reinigungstücher und Lappen aus Mikrofaser allerdings:
Sie erfordern in aller Regel keine Reinigungsmittel oder Chemikalien, weil sie aufgrund ihrer speziellen Oberflächenstruktur hervorragend trocken oder nur mit Wasser reinigen. Der Verzicht auf Reinigungschemikalien schont die Umwelt.
3. Ist Mikrofaser nachhaltig?
Wenn Mikrofasern aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wurden (wie etwa Zellulosefasern), können sie durchaus nachhaltig sein.
Die überwiegende Menge aller Mikrofaserprodukte besteht allerdings aus Kunststoffen, die aus Erdöl gewonnen werden – und sind damit keineswegs nachhaltig.
Doch nicht nur die Tatsache, dass Mikrofasern meistens aus dem endlichen fossilen Rohstoff produziert werden, widerspricht der Nachhaltigkeit.
Mikrofasergewebe tragen nämlich genau wie alle Kunststofftextilien massiv zum wachsenden Problem der Belastung unserer Nahrungskette, Gewässer und Atmosphäre mit Mikroplastik bei.
Wissenschaftler wissen mittlerweile, dass es keinen Ort auf der Erde mehr gibt, der nicht mit kleinsten Plastik-Mikropartikeln verschmutzt ist – vom Mariannen-Graben in der Tiefsee bis zum Mount Everest.
Mikrofasern aus Kunststoff verschwinden nicht aus der Umwelt, sondern werden nur ständig mehr und es ist nahezu unmöglich, sie wieder aus der Umwelt zu entfernen.
Es existiert für sie kein geschlossener Materialkreislauf, kein Recycling und keine nachhaltige Entsorgungsmöglichkeit.
4. Ist Mikrofaser biologisch abbaubar?
Wenn Mikrofasern aus Kunstoffen wie Polyester oder Polyamid bestehen – was in der Regel der Fall ist – sind sie keineswegs biologisch abbaubar.
Jeder jemals hergestellte Kunststoff existiert auch heute noch – Mikroorganismen sind praktisch nicht in der Lage, Kunststoffe zu zersetzen.
Auch mineralische Mikrofasern (z.B. Mineralwolle oder Asbest) sind nicht biologisch abbaubar.
Mikrofasern aus Naturfasern oder aus Cellulose-Regeneratfasern (z.B. Lyocell oder Modal) sind hingegen völlig problemlos und rückstandslos biologisch abbaubar und sogar kompostierbar.
5. Ist Mikrofaser giftig?
Für die Herstellung von Mikrofaserprodukten werden in der Regel Polyester, Polyamid oder synthetische Fasern auf Basis natürlicher Rohstoffe (etwa Lyocell) verwendet.
Und obwohl bei Mikrofaser aus auf Erdöl basierenden Kunststoffen durchaus giftige Chemikalien eingesetzt werden, sind die Endprodukte bei vorgesehener Anwendung unbedenklich und ungiftig.
Ganz anders sieht die Sache allerdings aus, wenn die Mikrofasern sich mit der Zeit aus den Textilien oder Putztüchern lösen und in die Umwelt gelangen:
Wissenschaftler wissen mittlerweile, dass Mikrofasern und Mikroplastik überall in der Nahrungskette vorkommen – sie wurden beispielsweise nachgewiesen in:
- Plankton
- Fischen, Krabben, Muscheln, etc.
- Hühnern
- Meersalz
- Bier
- Honig
- Zuckerrohr
- Trinkwasser
Und obwohl die Mikrofasern im Produkt zunächst ungiftig sind, so haben Studien nachgewiesen, dass Mikrofasern in den Ozeanen wie Schwämme wirken und alle möglichen Schadstoffe wie Mineralöle, Pestizide und Industriechemikalien absorbieren.
Zudem ist die Gefahr durch Mikrofasern in der Umwelt keineswegs auf die Gewässer begrenzt: Studien belegen, dass wir ständig Mikroplastik in der Luft ausgesetzt sind.
Weitere Studien bestätigen, dass wir ca. 11 Mikrofasern pro Stunde einatmen sowie über Haushaltsstaub über unsere Nahrung aufnehmen.
Wir wissen also, dass wir regelmäßig und unvermeidbar Fasern aus Mikroplastik essen, trinken und einatmen – doch was sind die Folgen?
Tierversuche belegen bereits, dass Mikroplastik über den Blutkreislauf durch die Plazenta bis in den Fötus gelangt – mögliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit werden noch erforscht.
Das Einatmen von Mikrofasern aus bestimmten Materialien (wie Mineralwolle oder Asbest) ist nachweislich gesundheitsschädlich und krebserregend – bisher unklar ist die Wirkung, wenn die Fasern aus Kunststoff bestehen.
Zahlreiche Studien belegen aber bereits, dass Arbeiter, die längere Zeit den Mikrofasern der Textilindustrie und deren Staub ausgesetzt sind, verstärkt an Atemwegsbeschwerden leiden.
6. Ist Mikrofaser umweltschädlicher als andere Textilien?
Mikrofaser ist nur dann umweltschädlich, wenn es aus Kunststoffen – also Plastik – hergestellt wurde.
Denn dann tragen Mikrofasergewebe mit der Zeit zwangsläufig zur Belastung unserer Luft und Gewässer und damit der gesamten Nahrungskette bei.
Insofern unterscheiden sich Mikrofasertextilien nicht wesentlich von anderen Textilien, die ebenfalls aus Kunststoff gefertigt wurden.
Bestehen die Textilien jedoch aus biologisch abbaubaren Fasern wie etwa den Naturfasern Wolle oder Leinen oder alternativ aus Cellulose-Regeneratfasern wie Lyocell, dann sind sie wesentlich umweltverträglicher als Textilien aus Erdöl.
7. Ist Mikrofaser recycelbar?
Je nach verwendetem Ausgangsstoff ist Mikrofaser eventuell recycelbar – beispielsweise lässt sich Polyester technisch relativ einfach recyceln.
Allerdings werden Mikrofaserprodukte in Wirklichkeit praktisch nie recycelt und es gibt für sie keinen geschlossenen Wertstoffkreislauf, weshalb sie in der Regel weggeworfen statt recycelt werden.
Wenn es sich um Textilien handelt, bietet möglicherweise ein umweltbewusster Hersteller eine Rücknahme an – alternativ ist die Altkleidersammlung eine Option.
Andere Mikrofaserprodukte – beispielsweise Putztücher oder Handtücher – können nicht über die gelbe Tonne recycelt werden – obwohl sie teilweise aus dem gleichen Material bestehen wie andere recycelbare Plastikprodukte.
Trotz ihrer theoretischen Recycelbarkeit landen die meisten Mikrofasertextilien also über den Restmüll in der Müllverbrennung oder auf Deponien.
8. Ist Mikrofaser vegan?
Das kommt darauf an, aus welchem Rohstoff die Mikrofasern bestehen.
Naturfasern wie Seide oder Wolle sind für die meisten Veganer nicht geeignet, weil sie von Tieren stammen.
Die überwiegende Masse der hergestellten Mikrofaserprodukte ist allerdings als vegan anzusehen, weil sie herkömmliche Plastikprodukte aus Erdöl sind und keinen tierischen Ursprung haben und auch keine Tierversuche stattfinden.
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