Ist Nylon umweltfreundlich? 7 Antworten auf die häufigsten Fragen

faktengeprüft

Ist Nylon umweltfreundlich

Nylon wurde weltweit als Synonym für Damenstrümpfe bekannt und wird auch heute noch in den unterschiedlichsten Bereichen massenhaft eingesetzt.

Weil Nylon aber fast immer ein Produkt der umweltverschmutzenden Erdölindustrie ist und auch kein nennenswerter Recyclingkreislauf besteht, ist die Umweltbilanz von Nylon eher schlecht.

Was du über Nylon wissen musst, erfährst du jetzt.

1. Ist Nylon ein Naturprodukt?

Nein, Nylon ist kein Naturprodukt, sondern ein thermoplastischer Kunststoff, der in der Regel aus Erdöl hergestellt wird.

Nylon ist übrigens kein geschützter Markenname und bezeichnet chemisch gesehen eine Gruppe von synthetischen Polymeren, die zu den Polyamiden gehören.

Es gibt also nicht das Nylon, sondern mehrere ähnliche Nylon-Fasern (etwa Polyamid 6, Polyamid 6.6 oder Polyamid 510) – wobei sie sich sowohl chemisch als auch in ihren Eigenschaften sehr ähnlich sind.

Nylon wurde 1935 in den USA von DuPont als weltweit erste komplett synthetische Kunstfaser hergestellt.

Anders als oft angenommen, wurde Nylon tatsächlich zuerst für Bürstenköpfe von Zahnbürsten verwendet und erst einige Jahre später in Damenstrümpfen – wofür es dann weltweit bekannt und sogar ein Synonym wurde.

Je nach Verarbeitungsart kann Nylon in Optik und Haptik Naturseide ähneln, ist aber generell elastischer und langlebiger und wurde gerade in den Anfangszeiten als günstige Alternative zu Seide gern genutzt.

Nylon wird vor allem in der:

  • Textilindustrie für Bekleidung
  • Teppiche
  • Angelschnüre
  • Fischernetze
  • Lebensmittelverpackungen
  • Saiten von Musikinstrumenten
  • in der Automobilindustrie

und vielen anderen Bereichen verwendet.

2. Ist Nylon umweltschädlich?

Absolut gesehen ist Nylon eindeutig umweltschädlich, denn sowohl die Rohstoffförderung, die eigentliche Herstellung als auch die Entsorgung von Nylon belasten die Umwelt erheblich.

Weil fast alle Nylon-Fasern derzeit praktisch immer Rohöl als Ausgangsstoff nutzen, sind die bei der Förderung von Rohöl entstehenden Umweltschäden direkt Nylon zuzurechnen.

Aus dem Rohöl müssen anschließend in einem vielschichtigen petrochemischen Prozess verschiedene Zwischenprodukte hergestellt werden, um letztendlich Nylon zu bekommen.

Klimaschäden durch Nylonherstellung

Eines dieser benötigten Zwischen- bzw. Vorprodukte von Nylon ist Adipinsäure, welche meistens aus den gefährlichen Chemikalien Salpetersäure und Cyclohexan gewonnen wird und wobei als Nebenprodukt stets Distickstoffmonoxid („Lachgas“) anfällt.

Lachgas ist ein extrem schädliches Treibhausgas, weil es ganze 300-mal potenter ist als CO2. Nicht nur das, sondern neben seinem starken Treibhauseffekt schädigt es zudem die Ozonschicht.

Zudem ist die Raffinierung des Erdöls an sich sowie die Weiterverarbeitung der benötigten chemischen Zwischenprodukte extrem energieintensiv und umweltschädlich.

Oftmals kommt dabei der petrochemische Prozess des „Steam-Crackens“ zum Einsatz, der als der klimaschädlichste in der gesamten Chemieindustrie bekannt ist.

Erfreulicherweise gibt es jedoch bereits erste Unternehmen, die an einem Herstellungsprozess von Nylon ohne schädliche Nebenprodukte arbeiten oder daran, Erdöl durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen.

Nylon erzeugt Mikroplastik

Wenn das Nylon dann fertig produziert ist und beispielsweise als Textilfasern verwendet wird, geht die Umweltverschmutzung während seiner Verwendung weiter.

Denn oft vernachlässigt wird beim Thema Umweltschädlichkeit durch Nylon, dass ein erheblicher Schaden durch uns Konsumenten angerichtet wird.

Denn vor allem Textilien aus synthetischen Polyamid-Fasern (Nylon) geben laut einer Studie bei einem einzigen Waschvorgang ca. eine halbe Million Mikrofasern ab, die in unsere Flüsse, Meere und ins Grundwasser gelangen.

Ähnliches gilt für Wäschetrockner – und selbst beim normalen Tragen der Textilien durch unvermeidlichen Abrieb.

Umweltschädliche Entsorgung von Nylon

Als auf Erdöl basierende Kunstfaser ist Nylon nicht biologisch abbaubar und trägt damit auf unbestimmt lange Zeit zur Umweltverschmutzung bei.

Angelschnüre, Fischernetze und andere Produkte aus Nylon oder anderen Kunststoffen in unseren Meeren gefährden und töten zunehmend Meereslebewesen und zerfallen mit der Zeit in Mikroplastik.

Alleine Nylon-Fischernetze machen Schätzungen zufolge bis zu 10% allen Mülls in den Meeren aus.

Selbst dann, wenn Nylon nicht in der Natur endet, landet es im „besten“ Fall für unbestimmte Zeit auf Mülldeponien oder in Müllverbrennungsanlagen.

Bei der Verbrennung von Nylon wird zwar zumindest Energie gewonnen, aber es entstehen auch klimaschädliche Emissionen sowie bei vielen Nylonarten zudem giftige Dämpfe wie etwa Blausäure.

Nylon hat geringeren CO2-Fußabdruck als Wolle

Die Welt ist bekanntlich nicht schwarz oder weiß – und das ist auch bei Nylon nicht anders.

Denn in Wirklichkeit ist die Beurteilung der Klimafreundlichkeit oder -Schädlichkeit eines Produktes über seine gesamte Lebensdauer gesehen extrem kompliziert.

Beispiel: Nylon hat mit 7,3 kg / m² sogar einen etwas geringeren CO2-Fußabdruck als Seide und etwa nur die Hälfte (!) des von Wolle.

Das mag überraschend sein, ist Wolle doch im Gegensatz zu Nylon ein Naturprodukt – aber die Haltung der Schafe trägt massiv zum Ausstoß des Treibhausgases Methan bei und ist damit alles andere als umweltfreundlich.

Auch Baumwolle als Naturprodukt hat einen etwas schlechteren Fußabdruck als Nylon, weil enorme Mengen Pestizide und Dünger notwendig sind (Erdölprodukte) sowie massiv Wasser verbraucht wird.

Es ist also nicht so simpel wie: „Kunstfaser schlecht, Naturfaser gut“.

Auf der anderen Seite bestätigt die Naturfaser Leinen ihren umweltfreundlichen Ruf mit einem wesentlich geringeren CO2-Fußabdruck.

Und auch Kunstfasern aus nachwachsenden Rohstoffen sind oftmals eine umweltfreundlichere Alternative zu Nylon – insbesondere Lyocell.

3. Ist Nylon biologisch abbaubar?

Nylon ist in aller Regel nicht biologisch abbaubar und erst recht nicht kompostierbar.

Als Produkt der Erdölindustrie unterscheidet es sich insofern nicht von den meisten anderen Kunststoffen, die ebenfalls nicht durch Mikroorganismen zersetzt werden können.

Zwar „verschwindet“ Nylon nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten eventuell aus unserer Wahrnehmung, allerdings nicht durch wirklichen biologischen Abbau, sondern durch Zerfall in immer kleinere Partikel, sogenanntes Mikroplastik.

4. Ist Nylon recycelbar?

Grundsätzlich ist Nylon als thermoplastischer Kunststoff sehr gut recycelbar, da es eingeschmolzen und wiederverwendet werden kann.

Weil der Prozess aber relativ aufwändig und zudem teurer ist, als neues Nylon herzustellen, lohnt sich die Verwendung von recyceltem Nylon für die meisten Hersteller jedoch nicht.

Repräsentativ dafür sind offizielle Zahlen der amerikanischen Umweltbehörde zu Teppichen, für die vorrangig Nylon verwendet wird:

Nahezu 75% davon landen auf Mülldeponien, 18% werden verbrannt und nur 9% werden recycelt.

Allerdings gibt es mittlerweile innovative Firmen, die aus recyceltem Nylon neue Produkte wie Sonnenbrillen, Skateboards oder die Textilfasern Econyl herstellen.

5. Ist Nylon nachhaltig?

Die überwiegende Menge der heutigen Nylonfasern sind keine nachhaltigen Produkte, weil sie aus endlichen, fossilen Rohstoffen gewonnen werden.

Zudem verursacht der Herstellungsprozess an sich starke Umweltschäden und es werden giftige Chemikalien eingesetzt oder fallen als Nebenprodukte an.

Da Nylon nicht biologisch abbaubar ist und zwar recycelt werden könnte, es jedoch aufgrund von Aufwand und Kosten überwiegend nicht recycelt wird, ist das Entsorgungsproblem ungelöst.

Dadurch tragen Produkte aus Nylon erheblich zur Umweltverschmutzung bei, weil für sie kein geschlossener Wertstoffkreislauf besteht und sie deshalb entweder verbrannt werden oder auf Mülldeponien oder der Natur landen.

6. Ist Nylon Polyester?

Nein, Nylon gehört zu dem Polyamiden, während Polyester eine eigene chemische Gruppe bildet, zu denen die bekannten Vertreter PET und Polycarbonat (PC) gehören.

Allerdings sind sowohl Nylon als auch Polyester synthetische Produkte der Erdölindustrie mit vergleichbaren Eigenschaften und Einsatzbereichen – und auch vergleichbaren Umweltauswirkungen.

Was du über Polyester wissen solltest, erfährst du hier.

7. Ist Nylon Mikrofaser?

Mikrofaser bedeutet lediglich, dass die Feinheit der Faser geringer als 1 dtex ist, was in der Regel einem Durchmesser von unter 10 Mikrometern entspricht – also 5 – 10 mal dünner als ein menschliches Haar.

Mikrofasern können aus Nylon hergestellt sein, aber auch aus vielen anderen Kunst- sowie Naturfasern. Selbst mineralische Fasern wie etwa Glaswolle können Mikrofasern sein.

Auf der anderen Seite besteht die überwiegende Masse aller gefertigten Nylonprodukte nicht aus Mikrofasern.

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