Ist Pappe umweltfreundlich? 9 wichtige Dinge, die du wissen solltest

faktengeprüft

Ist Pappe umweltfreundlich

Pappe ist nicht nur in Deutschland eines der wichtigsten und meistgenutzten Verpackungsmaterialien.

Da es aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, ist seine Umweltbilanz doch sicher hervorragend, oder?

Tatsächlich ist Pappe fast immer ein wesentlich umweltfreundlicherer und nachhaltigerer Werkstoff als das meiste normale Papier und andere Verpackungsmaterialien, weil Pappe fast vollständig aus Altpapier hergestellt wird.

Allerdings ist sie dennoch ein Produkt der energie- und wasserintensiven Papierindustrie, verursacht belastete Abwässer und enthält oft bedenkliche Substanzen, die auf Lebensmittel übergehen können.

Alles Wichtige, was du über Pappe wissen musst, erfährst du jetzt.

1. Ist Pappe Papier?

Ja, im Grunde genommen ist Pappe eine spezielle Form von Papier, da sie ebenso aus Zellstoff hergestellt wird.

Der Begriff „Pappe“ kommt übrigens von dem Verb „pappen“, was umgangssprachlich „zusammenkleben“ bedeutet – denn vereinfacht gesagt ist Pappe mehrere Lagen zusammengepresstes oder geklebtes Papier.

Tatsächlich ist die Fertigung von Papier und Pappe sehr ähnlich und in weiten Teilen sogar identisch.

Insofern ist Pappe eng verwandt mit normalem Papier, Kraftpapier, sowie insbesondere dem umgangssprachlich bezeichneten Karton.

Der wesentliche Unterschied zwischen den Werkstoffen liegt in ihrer Dichte, auch Grammatur genannt, also ihr Gewicht pro m².

Nach der DIN 6730 beginnen Pappen ab einer Grammatur von 225 g pro m², alles darunter zählt zum Papier.

Interessanterweise liegt Karton zwischen 150-600 g/m² – was bedeutet, dass dünne Kartons zum Papier und dickere Kartons zu Pappe zählen (denn in der Industrie gibt es den Begriff Karton gar nicht).

Pappe wird oft unterschieden in die Untergruppen Vollpappe und Wellpappe, wobei Wellpappe deutlich aufwändiger herzustellen ist als Vollpappe.

2. Wird Pappe umweltfreundlich hergestellt?

Im Vergleich zu Papier, welches leider oft eine eher schlechte Umweltbilanz aufweist (mehr dazu hier), sieht das bei Pappe anders aus.

Weil in Deutschland produzierte Pappe ganz überwiegend aus recyceltem Altpapier hergestellt wird, werden keine oder nur wenige Frischholzfasern benötigt, was die globalen Waldbestände schont.

Allerdings ist Pappe dennoch ein Produkt der Papierindustrie, welche zu einer der energieintensivsten Branchen gehört und durch ihren hohen Stromverbrauch massiv zu klimaschädlichen Emissionen beiträgt.

Das liegt vor allem daran, dass der Strommix des öffentlichen Stromnetzes, aus dem die Papierindustrie ihren Energiebedarf deckt, noch weit davon entfernt ist, klimaneutral zu sein.

Zudem werden in der Papierindustrie auch erhebliche Mengen Wasser verbraucht, welches anschließend mit vielen umweltschädlichen Chemikalien belastet ist.

Auf der anderen Seite spricht für die Umweltfreundlichkeit von Pappe, dass sie hierzulande größtenteils (oder sogar vollständig) aus Altpapier hergestellt wird.

Denn Papier aus recyceltem Altpapier herzustellen verbraucht nicht nur 50-70% weniger Wasser und Energie als die Herstellung von Papier aus neuem Holz, sondern weil es fast nie aufgehellt wird, kommen auch keine umweltschädlichen Bleichstoffe zum Einsatz, die das Abwasser zusätzlich belasten würden.

Je nach Art der Pappe wird auch Leim eingesetzt, insbesondere bei der Wellpappe, wo gewelltes Papier mit einer oder mehreren glatten Papierschichten verklebt wird, um einen sehr stabilen Werkstoff zu bekommen.

Der Leim wird in Deutschland in aller Regel aus nachwachsenden, natürlichen Rohstoffen wie Mais, Kartoffeln oder Weizen hergestellt und ist damit umweltverträglich.

3. Ist Pappe Altpapier?

In Deutschland produzierte Vollpappe besteht fast immer zu 100% aus recyceltem Altpapier, und Wellpappe zu mindestens 80%.

Insofern ist es zumindest bei Vollpappe fast immer zutreffend, von Altpapier zu sprechen – und auch Wellpappe besteht überwiegend aus recyceltem Altpapier.

Da für Pappe in Deutschland ein nahezu geschlossener Wertstoffkreislauf existiert, gehört nicht mehr benötigte Pappe unbedingt über das Altpapier entsorgt, damit sie recycelt und für neue Papierprodukte wiederverwendet werden kann.

4. Ist Pappe biologisch abbaubar?

Weil Pappe aus einem natürlichen Rohstoff, nämlich Holz- bzw. Zellstoff besteht, ist sie völlig problemlos biologisch abbaubar.

Mikroorganismen zersetzen abgestorbenes Holz ohnehin täglich in freier Natur, insofern sind die bereits zerkleinerten Zellstofffasern in der Pappe ebenfalls kein Problem für sie.

Wichtig ist jedoch, dass die Pappe nicht mit Kunststoff oder künstlichem Wachs beschichtet ist, da diese nicht oder nur sehr schlecht abbaubar sind.

Auf der anderen Seite steht die hervorragende biologische Abbaubarkeit von Pappe in der Praxis aber nicht im Vordergrund, da sie fast immer recycelt wird, statt sie verrotten zu lassen.

5. Ist Pappe kompostierbar?

Grundsätzlich ist Pappe problemlos kompostierbar, weil Kompostierung lediglich menschlich gesteuerter biologischer Abbau (und Pappe eben biologisch abbaubar) ist.

Allerdings solltest du zwei Dinge beachten:

Zum einen besteht Pappe so gut wie immer aus recyceltem Altpapier, was nachweislich eine Vielzahl von flüchtigen Substanzen beinhaltet, die vor allem aus der Druckertinte der recycelten Zeitungen, Kassenbons und Prospekten stammen (mehr dazu weiter unten).

Diese Substanzen sind nur schlecht oder gar nicht kompostierbar und verunreinigen vor allem die Komposterde.

Zum anderen ist Pappe ein sehr wertvoller Rohstoff, der nicht kompostiert, sondern über das Altpapier entsorgt werden sollte, damit er recycelt werden kann.

6. Ist Pappe nachhaltig?

Pappe ist zumindest in Deutschland tatsächlich ein eher nachhaltiges Verpackungsmittel.

Das liegt vor allem daran, dass Pappe einen nahezu geschlossenen Wertstoffkreislauf hat und bis zu 7 mal recycelt und zu neuer Pappe verarbeitet werden kann.

Und wenn dann die Zellstofffasern letztendlich zu kurz werden, wird in der Regel lediglich neueres Altpapier mit längeren Fasern hinzugemischt, anstatt neue Frischholzfasern zu verwenden.

Die sehr hohe Wiederverwendungsquote und die Tatsache, dass sie nahezu vollständig aus Altpapier besteht, macht Pappe deshalb insbesondere deutlich nachhaltiger als die meisten Papiersorten (wie Drucker- und Schreibpapier sowie Hygienepapier).

Denn diese werden von Konsumenten trotz hervorragender Alternativen leider überwiegend aus Frischfasern und gebleicht gekauft, der Anteil von Recyclingpapier ist gering und tendenziell sogar sinkend.

Pappe hingegen ist ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit, da sie aufgrund ihres annähernd geschlossenen Materialkreislauf das ohnehin vorhandene Altpapier nutzt und somit nicht zum Rückgang der Waldbestände beiträgt.

7. Ist Pappe recycelbar?

Ja, Pappe ist genau wie jede Art von Papier hervorragend recycelbar.

In Deutschland gilt seit 2019 das Verpackungsgesetz, was die bis dahin geltende Verpackungsverordnung ablöste, und ab 2022 eine Wiederverwendungsquote von Verpackungen aus Pappe, Karton und Papier von 90% vorschreibt.

Tatsächlich werden aber in Deutschland schon seit längerer Zeit Pappe und andere Papierverpackungen nahezu vollständig wiederverwendet.

Dabei stammt der Löwenanteil aus Verpackungen des Einzelhandels sowie der Industrie, für die ein geschlossener Wertstoffkreislauf besteht.

8. Ist Pappe Sperrmüll?

In den meisten Fällen gehört Pappe nicht zum Sperrmüll, ebenso wenig wie normales Papier oder Karton.

Der richtige Weg, Pappe zu entsorgen, ist über das Altpapier – also in der Regel die blaue Tonne. Eventuell musst du sie vorher zerkleinern oder falten.

Bei größeren oder besonders sperrigen Pappen kannst du dich aber auch an deinen lokalen Entsorger wenden und fragen, ob der Sperrmüll sie mitnehmen würde – in diesem Fall würde die Pappe beim Entsorger ins Altpapier sortiert werden.

Alternativ kannst du sie auch zum Recycling- oder Wertstoffhof in deiner Nähe bringen.

9. Ist Pappe giftig?

Von Pappe geht in seiner häufigsten Anwendungsform als Verpackung grundsätzlich keine akute Gefahr aus.

Allerdings gilt dabei eine Einschränkung, und zwar bei unbeschichteten Lebensmittelverpackungen aus Pappe, die also direkt mit den Lebensmitteln in Kontakt kommen (beispielsweise bei Cornflakes oder Reis).

Ein Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz stellte nämlich fest, dass aus den Pappkartons mit der Zeit eine Vielzahl von bedenklichen Chemikalien in die Lebensmittel übergehen, unter anderem:

  • Bisphenole
  • Phthalate
  • aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH)
  • gesättigte Mineralöle (MOSH)
  • Konservierungsstoffe

Insgesamt wurden die recycelten Pappkartons neben den bekannten besorgniserregenden Substanzen auf weitere, unerwartete Chemikalien analysiert.

Das Ergebnis: die Forscher stellten über 250 verschiedene Substanzen fest, die in relevanten Mengen aus der Verpackung in die Lebensmittel migriert waren.

Neben der Tatsache, dass vermutlich krebserregende Substanzen wie die flüchtigen Kohlenwasserstoffe und hormonell aktiven Weichmacher nachgewiesen worden, wiesen die Forscher darauf hin, dass für den Großteil der anderen Chemikalien gar keine toxikologischen Daten oder Grenzwerte vorliegen, was eine Risikoeinschätzung erschwert.

Die Ursache für dieses Problem ist im Altpapier zu finden, aus dem die Pappe häufig hergestellt wird. Über Kassenbons, Zeitschriften und Werbeprospekte kommen all diese Chemikalien wie Druckerfarbe und Weichmacher ins Altpapier und damit in die Pappe.

Bedenklich ist das aber nur, wenn die Pappe lange Zeit mit Lebensmitteln in Kontakt kommt.

Außerdem solltest du vorsichtshalber auch nicht deine Katzen, Hunde, Kaninchen oder Meerschweinchen an der Pappe knabbern oder sie fressen lassen – auch wenn zu einer akuten Gefahr für Haustiere keine Studien vorliegen.

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