Kraftpapier ist eine der widerstandsfähigsten Papiersorten – wir alle wissen Kraftpapier als reißfeste Einkaufstüte oder Papiersack zu schätzen.
Doch wie sieht es mit der Umweltfreundlichkeit von Kraftpapier aus?
Erfreulicherweise ist Kraftpapier in den allermeisten Fällen tatsächlich ein sehr umweltfreundliches Material – einerseits, weil seine Produktion erstaunlich umweltverträglich ist – und andererseits, weil die verwendeten Holzsorten meist aus nachhaltigem Anbau stammen.
Was du über Kraftpapier wissen musst, und was seine Umweltfreundlichkeit bestimmt, erfährst du jetzt.
1. Wird Kraftpapier umweltfreundlich hergestellt?
Kraftpapier wird durch ein Verfahren hergestellt, was sich Kraft-Aufschluss nennt oder auch Sulfatverfahren bezeichnet wird.
Der Name Kraft-Aufschluss rührt daher, weil bei diesem Produktionsprozess besonders festes Papier hergestellt wird – wie eben das Kraftpapier.
Um Kraftpapier herzustellen, werden fast immer zerkleinerte Holzstücke – manchmal aber auch Stroh – mehrere Stunden unter Druck in einer Natronlauge, Natriumsulfid und Natriumsulfat gekocht (daher auch die alternative Bezeichnung Sulfatverfahren).
Natürlich verbraucht dieser Prozess – genau wie die Herstellung anderer Papiersorten auch – große Mengen an Energie und Wasser.
Für die Umweltfreundlichkeit spricht jedoch, dass in modernen, großen Papierfabriken nicht nur die eingesetzten Chemikalien zurückgewonnen und somit in der Produktion wiederverwendet werden können.
Darüber hinaus erzeugen moderne Zellstoff- und Papierfabriken heutzutage durch diesen Rückgewinnungsprozess sogar mehr Energie, als sie verbrauchen, weil die dabei entstehende Schwarzlauge sehr energiereich ist.
Die überschüssige Energie wird in der Regel entweder für die ebenfalls energieintensive Trocknung des Papiers genutzt, und / oder in das öffentliche Energienetz eingespeist.
Alte und kleine Papierfabriken haben jedoch keine derartige Rückgewinnungstechnologie und belasten deshalb Flüsse und Seen stark mit ihren Abwässern, weil sie mit Lignin und Hemicellulose belastet sind.
Allerdings wurden beispielsweise selbst in China im vergangenen Jahrzehnt mehr als 10.000 kleine Zellstofffabriken ohne Chemikalienrückgewinnung aufgrund der Gewässerverschmutzung geschlossen.
2. Besteht Kraftpapier aus Altpapier?
Nein, für Kraftpapier wird in aller Regel kein Altpapier verwendet, weil Altpapier ohnehin schon kurze Zellstofffasern enthält, die sich bei erneuter Verarbeitung noch weiter verkürzen würden.
Derart kurze Zellstofffasern bieten nicht die benötigte Festigkeit, die Kraftpapier ausmacht.
Deshalb werden für Kraftpapier vor allem Holzsorten mit langen Zellfasern eingesetzt – vorzugsweise langsam gewachsene Nadelhölzer aus nördlichen Regionen – Fichte und Kiefer beispielsweise.
Auf der anderen Seite ist Kraftpapier selbst aber ein hervorragendes Altpapier, da es aufgrund seiner langen Fasern sehr oft recycelt werden kann.
3. Ist Kraftpapier biologisch abbaubar?
Absolut. Weil Kraftpapier in aller Regel zu praktisch 100% aus Zellstoff besteht, ist es komplett biologisch abbaubar.
Anders als in anderen Papiersorten, die neben Zellstoff teilweise erhebliche Mengen an Füllstoffen enthalten, kommen diese bei Kraftpapier nicht zum Einsatz.
Wie jedes unbehandelte und unbeschichtete Papier wird also auch Kraftpapier problemlos von Mikroorganismen zersetzt.
Letztendlich ist es den Pilzen und Bakterien egal, ob sie einen Baum oder Laub im Wald zersetzen oder Papier.
Du musst lediglich darauf achten, dass es sich nicht um Kraftpapier handelt, was mit einem dünnen Kunststofffilm beschichtet wurde, um seine Feuchtigkeitsbeständigkeit zu erhöhen.
Diese beschichteten Kraftpapiersorten sind zwar nicht die Regel, werden aber durchaus verkauft – und sind dann natürlich nicht oder nur äußerst schwer abbaubar.
4. Ist Kraftpapier kompostierbar?
Kraftpapier ist ebenso wie anderes Papier und Pappe grundsätzlich kompostierbar – nicht nur in industriellen Kompostierungsanlagen, sondern sogar auf dem heimischen Kompost.
Allerdings solltest du Kraftpapier genau wie anderes Papier in der Regel dennoch nicht über deinen Kompost entsorgen, und zwar aus zwei Gründen:
Erstens enthält praktisch jedes Papier immer auch Zusatzstoffe und Füllstoffe wie Leim, Alaun, Bindemittel oder Druckerfarbe.
Die meisten davon sind zwar meist nicht giftig, allerdings haben sie auch nicht wirklich etwas in einem Kompost zu suchen – schließlich willst du keine derartigen unerwünschten Substanzen in deiner entstehenden Erde.
Zweitens ist Papier ein sehr wertvoller Rohstoff, für den es ein sehr gut funktionierendes Recyclingsystem gibt – für den Kompost ist es also nicht gemacht und auch zu Schade.
5. Ist Kraftpapier nachhaltig?
Zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Kraftpapier spielen im Wesentlichen folgende Faktoren eine entscheidende Rolle:
- die verwendeten Rohstoffe
- der Herstellungsprozess
- die Entsorgung bzw. Wiederverwertbarkeit
Für Kraftpapier wird als Rohstoff fast immer langfaseriges Nadelholz genutzt, welches vorwiegend aus den mittleren und nördlichen Ländern der Nordhalbkugel stammt.
Dadurch fällt fast immer das große Problem von tropischen und subtropischen Hölzern weg, die leider noch immer nicht selten verantwortungslos, nicht nachhaltig und oft illegal geschlagen werden.
Laubbäume, subtropische oder tropische Hölzer, die oft große Defizite in der Nachhaltigkeit aufweisen (wie etwa die Akazie), können aufgrund der Struktur ihrer Zellstofffasern nicht für Kraftpapier verwendet werden.
Die für Kraftpapier verwendeten Nadelbäume wie Fichte und Kiefer stammen deshalb sehr oft aus Nordamerika, Europa oder sogar Deutschland.
Experten sehen Nadelhölzer wie etwa die Fichte als wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und die Gesundheit unserer heimischen Wälder an.
Die Wälder, aus denen die Nadelbäume für Kraftpapier stammen, sind in aller Regel verantwortungsvoll bewirtschaftet – wenn du auf Nummer sicher gehen willst, achte auf ein Forstwirtschaftszertifikat wie FSC oder PEFC.
Wenn das Holz aus heimischen Wäldern stammt, ist es in jedem Fall nachhaltig, weil Wälder in Deutschland schon seit mehr als 300 Jahren nachhaltig bewirtschaftet werden.
Wie wir eingangs bereits besprochen haben, verwenden moderne Zellstoff- und Papierfabriken einen Prozess zur Chemikalienrückgewinnung.
Dadurch wird nicht nur verantwortungsvoll mit chemischen Substanzen umgegangen und deren Abfälle vermieden.
Sondern der Prozess produziert sogar einen Überschuss an Energie, welche für die Papierproduktion verwendet oder ins Stromnetz eingespeist werden kann.
Zu guter Letzt ist auch die Entsorgung von Kraftpapier im Großen und Ganzen sehr nachhaltig.
Das liegt zum einen daran, dass Kraftpapier aufgrund seiner hohen Robustheit generell schon eine sehr lange Lebensdauer besitzt und somit lange verwendet und wiederverwendet werden kann.
Und wenn es doch entsorgt werden muss, kann es aufgrund seiner langen Zellstofffasern besonders oft recycelt und somit als Altpapier wiederverwendet werden.
Sollte es ganz am Ende nach vielen Recyclingdurchläufen nicht weiter zu Papier verarbeitbar sein, baut es sich zudem problemlos und schnell biologisch und schadstofffrei ab und trägt somit nicht zum Abfallproblem oder Umweltverschmutzung bei.
6. Ist Kraftpapier recycelbar?
Ja, Kraftpapier ist wie jedes Papier über die blaue Tonne als Altpapier recycelbar.
Darüber hinaus ist es sogar so, dass Kraftpapier sich aufgrund seiner langen Zellstofffasern besonders oft recyceln lässt.
Denn weil sich bei jedem Recyclingvorgang von Papier seine Zellstofffasern verkürzen, ist die Anzahl von Recyclingvorgängen dadurch begrenzt.
Mit Kraftpapier als langfaserige Papierart ist es so gut und so oft wie nur wenige andere Papiersorten recycelbar und sollte deshalb nie achtlos, sondern über das Altpapiersystem entsorgt werden.
7. Wie entsorge ich Kraftpapier richtig?
Solltest du keine Wiederverwendungsmöglichkeit oder alternativen Einsatzzweck für dein Kraftpapier sehen, solltest du es über die blaue Tonne als Altpapier entsorgen.
So stellst du sicher, dass dieses hochwertige Papier zu neuen Papierprodukten verarbeitet wird.
Über den Kompost solltest du es dagegen nicht entsorgen – dafür ist diese Ressource zu wertvoll.
8. Ist Kraftpapier wiederverwendbar?
Auf jeden Fall – aufgrund seiner hohen Festigkeit und Dichte ist Kraftpapier besonders zug- und reißfest sowie in gewissem Maße sogar feuchtigkeitsbeständig.
Deshalb wird Kraftpapier oft dort eingesetzt, wo es auf hohe Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit ankommt – etwa in umweltfreundlichen Einkaufstüten, Produktverpackungen oder Tragesäcken.
Solange die Tüte oder Verpackung aus Kraftpapier also noch in gutem Zustand ist, kannst du sie auf jeden Fall wiederverwenden.
Alternativ kannst du das robuste Papier natürlich auf anderem Wege einen neuen Verwendungszweck geben – beispielsweise zum Basteln oder andere kreative Möglichkeiten.
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