Ist Glycerin umweltfreundlich? 15 Fakten, die die kennen solltest

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Ist Glycerin umweltfreundlich

Ob in Lebensmitteln als Süßstoff, Feuchtigkeitsspender in Kosmetika, Schmierstoffe in der Industrie oder in Medikamenten in der Medizin – Glycerin ist ein vielfach verwendeter Stoff.

Doch ist Glycerin umweltfreundlich, oder gefährlich?

Die gute Nachricht ist, dass der Großteil des heutzutage produzierten Glycerins tatsächlich umweltfreundlich ist, weil es meist aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird und zudem als Nebenprodukt anderer Produkte anfällt.

Es gibt allerdings auch Herstellungsarten von Glycerin, die durchaus umweltschädlich sind – welche das sind, und was du noch über Glycerin wissen solltest, erfährst du jetzt.

1. Ist Glycerin ein natürliches Produkt?

Ja, Glycerin – auch Glycerol genannt – ist ein natürlicher Zuckeralkohol und kommt in allen tierischen und pflanzlichen Ölen und Fetten vor.

Deshalb werden alle natürlichen Fette auch Triglyceride genannt – in ihnen ist Glycerin an Fettsäuren als Fettsäureester gebunden.

In Pflanzen und Tieren erfüllt das in den Fettsäuren gebundene Glycerin eine wichtige Aufgabe als Energiespeicher.

Interessant für die Wissenschaft ist übrigens, dass einige Tiere Glycerin im Blutkreislauf als Frostschutzmittel haben.

Aufgrund des niedrigen Gefrierpunktes von Glyceringemischen können so Hornissen bei -17°C und ein arktischer Käfer sogar bis zu -85°C überlegen.

2. Wird Glycerin umweltfreundlich hergestellt?

Das kommt darauf an, denn Glycerin kann auf ganz verschiedene Weisen hergestellt werden, beispielsweise über folgende Wege:

  1. petrochemisch aus Propen (auf Erdgas oder Erdöl basierend)
  2. bei der Seifenherstellung
  3. bei der Herstellung von Biodiesel
  4. durch Fermentation von Zucker durch Hefen

Wenn Glycerin aus Propen hergestellt wird, ist der Prozess nicht nur umweltschädlich, weil die Erdöl- und Erdgasindustrie starke Umweltschäden anrichtet – sondern es fallen bei dieser Produktionsmethode zudem die giftigen und krebserzeugenden Zwischenprodukte Allylchlorid und Epichlorhydrin an.

Erfreulicherweise wird Glycerin heutzutage jedoch fast ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen produziert, was vor allem seit etwa der Jahrtausendwende durch die Förderung von Biodiesel verstärkt wurde.

Denn tatsächlich fällt Glycerin als Nebenprodukt bei der Biodieselproduktion an. Deshalb ist die Gewinnung von Glycerin auf diesem Wege tatsächlich völlig neutral für die Umwelt – selbst wenn Biodiesel an sich es nicht ist.

Gleiches gilt für das bei der Seifenproduktion als Kuppelprodukt entstehende Glycerin.

Denn Seifen werden heute – zumindest von nachhaltigen Herstellern – nachhaltig und aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen ohne umweltschädliche Nebenprodukte hergestellt.

Ebenso ist die Gewinnung von Glycerin durch Fermentation von zuckerhaltigen Substanzen recht umweltverträglich – oftmals wird dafür Melasse aus Zuckerrüben oder -rohr und keine gefährlichen Chemikalien verwendet.

Lediglich für Medizin, Pharmazie, den Lebensmittel- sowie bestimmte Kosmetikbereiche wird fast immer synthetisches Glycerin aus Propen verwendet.

Der Grund ist, dass synthetisches Glycerin mit höherer Reinheit und Stabilität gefertigt werden kann als Glycerin aus pflanzlichen oder tierischen Fetten – wenn auch zu wesentlich höheren Kosten (finanziell und für die Umwelt).

3. Ist Glycerin giftig?

Nein, Glycerin ist absolut ungiftig und ist völlig unbedenklich, es ist sogar ein wichtiger Baustein im menschlichen Fettstoffwechsel in der Leber.

Letztlich ist es ohnehin in praktisch allen fetthaltigen Lebensmitteln, die wir täglich zu uns nehmen, als natürliche Fettsäure (Triglyceride) enthalten.

Glycerin ist deshalb sowohl in den USA als auch in der EU als Lebensmittelzusatzstoff ohne jegliche Höchstmengenbeschränkung zugelassen.

Zudem wurde 2017 durch eine erneute Studie der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) die Unbedenklichkeit von Glycerin als Lebensmittelzusatzstoff sowie Süßstoff bestätigt – ohne jegliche Beschränkung bei der Tagesdosis.

Glycerin ist geruchlos, schmeckt süß und liefert mit 4 kcal pro Gramm so viel Energie wie Zucker.

Außerdem hat Glycerin eine leicht antibakterielle und antivirale Wirkung und wird deshalb unter anderem als Mittel zur Wundbehandlung verwendet – etwa bei Verbrennungen.

Glycerin wird mittlerweile auch wieder verstärkt als Frostschutzmittel in Betracht gezogen, da es zwischenzeitlich weitgehend von Ethylenglycol ersetzt wurde – allerdings ist letzteres äußerst giftig und stellt durch seinen ebenfalls süßen Geschmack besonders für Kinder und Tiere deshalb eine Gefahr dar.

Studien haben ebenso belegt, dass Glycerin im Stoffwechsel keinerlei Krebsrisiko birgt. Lediglich bei Erhitzen – wie etwa beim Verdampfen von E-Zigaretten – können aus Glycerin giftige und teils krebserregende Stoffe wie Acrolein entstehen.

4. Ist Glycerin Alkohol?

Ja, Glycerin zählt als einfachster dreiwertiger Alkohol zu den sogenannten Zuckeralkoholen.

Deswegen wurde übrigens die alternative Bezeichnung Glycerol etabliert, da in der Chemie die Endung -ol für Alkohole steht.

Allerdings haben Zuckeralkohole wie Glycerin oder auch Xylitol keine berauschende und neurotoxische Wirkung wie Trinkalkohol (Ethanol).

5. Ist Glycerin umweltschädlich?

Glycerin ist völlig unbedenklich und unschädlich, wenn es in die Umwelt gelangt.

Wenn Glycerin synthetisch – also aus dem Erdgasprodukt Propen – hergestellt wird, ist die Produktion jedoch durchaus umweltschädlich.

Das liegt daran, dass die Erdgasförderung und -verarbeitung klimaschädliche Emissionen freisetzt, massive Eingriffe und das Ökosystem bedeutet sowie teils sehr gefährliche Chemikalien eingesetzt werden.

Bei der Glycerinherstellung auf diesem Weg fallen beispielsweise die gefährlichen Zwischenprodukte Allylchlorid und Epichlorhydrin an.

Tatsächlich wird Glycerin aber zum überwiegenden Teil nicht aus Propen, sondern aus pflanzlichen, nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.

Zudem spricht für seine Umweltbilanz, dass oftmals überhaupt keine spezielle Glycerinfertigung betrieben werden muss, weil es als Nebenprodukt anderer, ohnehin bereits laufender Industrien anfällt – etwa als Nebenprodukt bei der Biodieselherstellung.

6. Ist Glycerin biologisch abbaubar?

Absolut. Als natürlich vorkommender, organischer Zuckeralkohol wird Glycerin problemlos, schnell und rückstandslos von Mikroorganismen verstoffwechselt und somit komplett biologisch abgebaut.

Zahlreiche Studien belegen belegen die schnelle und einfache biologische Abbaubarkeit von Glycerin.

Außerdem wird Glycerin erfolgreich in modernen biologisch abbaubaren Verpackungen verwendet, weil es deren Abbaubarkeit nachweislich erhöht.

7. Ist Glycerin kompostierbar?

Ja, Glycerin ist nicht nur hervorragend kompostierbar, sondern beschleunigt sogar den Kompostierungsvorgang, weil es einerseits Nährstoffe für die Mikroorganismen im Kompost liefert und zum anderen die Temperatur im Kompost erhöht.

Wenn du Glycerin über deinen Kompost entsorgst, achte jedoch unbedingt auf zwei Dinge:

Erstens sollte es sich um reines Glycerin handeln – oder zumindest um Produkte, die keine nicht-abbaubaren oder schädlichen Zusatzstoffe oder Chemikalien enthalten.

Zweitens solltest du das Glycerin gut mit dem restlichen Kompost durchmischen und regelmäßig durch Umwälzen lüften, um ein Verkleben und damit Luftabschluss zu verhindern.

8. Ist Glycerin löslich?

Glycerin ist hervorragend löslich in Wasser – letztlich basieren viele seiner Anwendungen auf seiner wasseranziehenden Eigenschaft.

Außerdem löst sich Glycerin auch in Ethanol. Nicht löslich hingegen ist es beispielsweise in Benzin.

9. Ist Glycerin vegan?

Das kommt auf die Produktionsmethode und insbesondere den eingesetzten Ausgangsstoff an.

Glycerin aus Erdgas ist natürlich bei der Produktion vegan, da keine tierischen Stoffe verwendet werden.

Ebenso vegan ist Glycerin aus Fermentation von Melasse sowie Glycerin, das aus pflanzlichen Ölen und Fetten hergestellt wurde.

Glycerin kann aber auch aus tierischen Fetten produziert werden, was die einzige nicht-vegane Methode wäre – allerdings ist der Einsatz tierischer Fette äußerst selten.

Und natürlich solltest du auch darauf achten, dass das Endprodukt an sich vegan ist – selbst wenn das Glycerin vegan hergestellt wurde.

Denn es ist leider immer noch üblich, dass viele Kosmetikprodukte in Tierversuchen getestet werden, was nicht vegan ist, weil dadurch Tierleid verursacht wird.

10. Ist Glycerin nachhaltig?

Der überwiegende Teil der weltweiten Glycerinproduktion wird heutzutage aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und fällt zudem als Nebenprodukt an – etwa bei der Biodiesel- oder Seifenproduktion.

Insofern ist auf diese Weise gewonnenes Glycerin durchaus als recht nachhaltig anzusehen, genau wie durch Fermentation von Zucker gewonnenes Glycerin.

Demgegenüber steht synthetisches Glycerin, was ein Produkt der Erdöl bzw. Erdgasindustrie ist – dieser Rohstoff geht bekanntlich zur Neige, ist umweltschädlich und somit nicht nachhaltig.

11. Ist Glycerin brennbar?

Ja, Glycerin gilt laut der GESTIS Stoffdatenbank als brennbarer Stoff, wenn auch als schwer entzündlicher.

Die Zündtemperatur von Glycerin liegt bei 400°C, allerdings liegt der Flammpunkt bei 191°C – bei welchem sich ein entzündliches Dampf-Luftgemisch über dem heißen Glycerin bilden kann.

Manchmal wird Glycerin, was als Nebenprodukt der Biodieselherstellung in großen Mengen anfällt, zur Entsorgung thermisch verwertet – also verbrannt.

Allerdings liefert Glycerin aufgrund seines niedrigen Brennwertes nur mäßig viel Energie.

12. Ist Glycerin essbar?

Absolut, Glycerin ist als Lebensmittelzusatzstoff (Zulassungsnummer E 422) als unbedenklicher Süßstoff sowie als Feuchthaltemittel ohne Beschränkung erlaubt und in vielen Lebensmitteln enthalten.

Tatsächlich ist Glycerin als Baustein des Makronährstoffes Fett ohnehin in praktisch allen öl- und fetthaltigen Lebensmitteln enthalten, wenn auch nicht speziell zum Süßen oder Feuchthalten zugesetzt.

13. Ist Glycerin ein Gefahrgut?

Nein, Glycerin zählt nicht als Gefahrgut und hat deswegen auch keine Gefahrstoffkennzeichnung gemäß GHS.

Bezüglich der Lagerung und Handhabung im industriellen Umfeld gelten zwar bestimmte Vorschriften, etwa wegen der Brennbarkeit , Rutschgefahr oder der potenziell entzündlichen Dämpfe, allerdings herrscht auch dort keine Kennzeichnungspflicht.

14. Ist Glycerin Silikon?

Nein, Glycerin hat mit Silikon überhaupt nichts zu tun – was du über Silikon wissen musst, erfährst du hier.

15. Ist Glycerin Vaseline?

Nein, Glycerin und Vaseline sind grundsätzlich völlig verschiedene Substanzen.

Vaseline ist ein Nebenprodukt der Erdölindustrie, nicht wasserlöslich und auch nicht biologisch abbaubar – um nur einige der Unterschiede zu nennen.

Einzige „Gemeinsamkeit“ zwischen den beiden Stoffen ist, dass sie zumindest in der Körperpflege und Kosmetik beide Anwendung finden.

Was du über Vaseline wissen musst, erfährst du im Detail hier.

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