Ist Silikon umweltfreundlich? Die häufigsten Fragen (einfach beantwortet)

faktengeprüft

Ist Silikon umweltfreundlich

Silikon ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken – und fast immer wird es als unbedenklich angepriesen.

Doch stimmt das wirklich?

Tatsächlich hat Silikon durchaus schädliche Auswirkungen auf die Umwelt, und auch die fehlenden Entsorgungs- oder Wiederverwertungsmöglichkeiten verschlechtern die Umweltbilanz.

Was du über die Auswirkungen von Silikon auf Umwelt, Mensch und Tier wissen musst, erfährst du jetzt.

Ist Silikon ein Naturprodukt?

Nein, Silikon ist kein Naturprodukt, weil es in der Natur schlichtweg nicht vorkommt, sondern synthetisch hergestellt wird.

Silizium – als einer der Ausgangsstoffe zur Herstellung von Silikon – kommt zwar natürlich vor, muss dann aber von Menschen in relativ aufwendigen Verfahren und mittels Zugabe diverser Chemikalien weiterverarbeitet werden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Silikone quasi als Zufallsprodukt von den Chemikern Frederic Stanley Kipping sowie – unabhängig voneinander – auch von Richard Müller bei Experimenten mit Siliziumverbindungen entdeckt.

Silikone sind chemisch gesehen Hybride zwischen typischen organischen Polymeren (Kunststoffen) und anorganischen Silikaten und haben deshalb besondere Eigenschaften – sowohl solche von Plastik als auch von künstlichem Gummi.

Wird Silikon umweltfreundlich hergestellt?

Generell ist die Silikonherstellung nicht umweltfreundlich, was im Wesentlichen an folgenden drei Aspekten liegt:

  • hoher Energieverbrauch in der Produktion
  • Einsatz gefährlicher Rohstoffe
  • Anfall schädlicher Nebenprodukte
  • viele Silikone benötigen erdölbasierte Komponenten

Weil alle Silikone immer Silizium(atome) enthalten, muss natürlich zunächst Silizium gewonnen werden.

Zwar ist Silizium das zweithäufigste Element im Erdmantel, allerdings kommt es nie in reiner Form, sondern stets nur gebunden vor – oft in Siliziumdioxid (beispielsweise als Quarzsand oder Quarzkies).

Um für die Silikonproduktion reines Silizium zu bekommen, muss das Siliziumdioxid (z.B. Quarzsand) in einem Elektroofen unter enormem Energieverbrauch bei 2100°C geschmolzen werden.

Als Resultat fällt elementares Silizium an, sowie das gefährliche Kohlenmonoxid als Abfallprodukt.

Im nächsten Schritt werden aus dem fein gemahlenen reinen Silizium durch Reaktion mit Chlormethan bei ca. 300° sogenannte Chlormethylsilane hergestellt – die Ausgangsstoffe für alle Silikonprodukte (dieser Prozess heißt Müller-Rochow-Synthese).

Das dabei verwendete Chlormethan schädigt jedoch erwiesenermaßen das Nevensystem und innere Organe und ist sehr wahrscheinlich krebserregend und fruchtschädigend.

Aufgrund dieser und anderer bei der Silikonproduktion verwendeten gefährlichen Chemikalien ist nicht auszuschließen, dass sie in die Umwelt gelangen und massive Schäden anrichten.

In Deutschland ist ein hoher Sicherheits- und Umweltstandard beim Umgang mit gefährlichen Chemikalien zwar gegeben.

Allerdings gehören Silikone zu den meistproduzierten Chemieprodukten weltweit und leider gelten nicht in jedem Land die gleichen Umweltvorschriften.

Ist Silikon biologisch abbaubar?

Nein, Silikone können grundsätzlich nicht als biologisch abbaubar angesehen werden.

Genau wie viele andere Polymere (Kunststoffe) zersetzen sich Silikone in freier Natur nur äußerst langsam – sie gelten als persistent.

So stellte unter anderen auch eine Studie des Umweltbundesamtes fest, dass Silikone auch nach Jahrzehnten nicht abgebaut werden.

Ist Silikon kompostierbar?

Nein, Silikone sind in keiner Weise kompostierbar.

Da Kompostierung letztendlich vom Menschen kontrollierter biologischer Abbau ist, Silikone aber nicht biologisch abbaubar sind, sind sie folglich auch nicht kompostierbar.

Du solltest sie also niemals auf deinen Kompost oder in den Biomüll werfen – damit würdest du nur deinen Kompost verunreinigen oder den Biomüll kontaminieren.

Ist Silikon giftig?

Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft gelten Silikone oftmals als chemisch stabil und somit als weitgehend ungiftig und unbedenklich.

Es gibt sogar Silikone, die für den Kontakt mit Lebensmitteln hergestellt sind und somit als lebensmittelsicher gelten – beispielsweise Backformen oder Küchenutensilien aus Silikon.

Auf der anderen Seite legen einige Studien jedoch nahe, dass Silikone möglicherweise doch nicht so stabil sind, wie oft angenommen, weil die Wissenschaftler der Studie aus Silikon-Saugnippeln gelöste Silikonbestandteile in der Babymilch fanden.

Diese nachgewiesenen gelösten Chemikalien waren Siloxane, die als endokrine Disruptoren gelten – also hormonell wirksam sein können – und im Verdacht stehen, krebserzeugend zu sein.

Aufgrund dieser Bedenken bezüglich möglicher Gesundheitsgefahren von Siloxanen hat die EU bereits 2016 den Einsatz einiger Siloxane verboten.

Insofern lässt sich also wohl sagen, dass die wissenschaftliche Datenlage zur Unbedenklichkeit von Silikon noch nicht abschließend geklärt ist.

Für den Einsatz außerhalb des menschlichen Körpers oder Lebensmittelbereiches geht von Silikon aber nach heutigem Kenntnisstand wohl keine direkte Giftwirkung oder Gesundheitsgefährdung aus (beispielsweise von Silikonfugen).

Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, wasche deine Silikon-Backform vor der ersten Verwendung heiß aus und heize sie für eine Stunde bei 200°C – wasche sie nach dem abkühlen anschließend erneut heiß aus.

Denn Untersuchungen haben ergeben, dass sich einige Hersteller leider den sogenannten Ausheizprozess sparen, weshalb bei erster Verwendung restliche flüchtige chemische Verbindungen ausgasen können.

Ist Silikon Plastik?

Ob Silikon als Plastik zählt, ist ein Stück weit Definitionssache – denn Silikon ist in einigen Aspekten ein Sonderfall.

Zunächst einmal ist Silikon ein synthetisches (künstliches) Material, was unter Zugabe erdölbasierter Zusatzstoffe hergestellt wird – ganz ähnlich wie alle Kunststoffe.

Weiterhin gehören Silikone chemisch gesehen zur Gruppe der Polymere, zu denen auch andere bekannte Vertreter wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) oder Polyvinylchlorid (PVC) zählen.

Auf der anderen Seite unterscheiden sich Silikone von anderen Kunststoffen, weil Silikon als chemisches „Rückgrat“ Silizium- statt Kohlenstoffatome besitzt.

Deswegen kann Silikon auch als Mischling zwischen herkömmlichen (kohlenwasserstoffbasierten) Kunststoffen und synthetischem Gummi betrachtet werden.

Enthält Silikon Weichmacher?

Obwohl die meisten Silikone weich sind (es gibt auch flüssiges sowie Harzsilikon), enthalten sie erfreulicherweise keine Weichmacher.

Tatsächlich werden rund 98% aller Weichmacher in der Herstellung des extrem umwelt- und gesundheitsschädlichen PVC eingesetzt (mehr dazu hier).

Weiche Silikone – auch Silikonkautschuk oder Silikonelastomere genannt – erhalten hingegen ihre gummiartige, verformbare und dennoch elastische Eigenschaft bereits aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung.

Die Zugabe von Weichmachern ist bei diesen Silikonen also absolut unnötig – anders als bei PVC beispielsweise, welches ohne Weichmacher hart und spröde ist.

Bildet Silikon Mikroplastik?

Silikon enthält weder Mikroplastik, was es mit der Zeit freisetzen könnte, noch zerfällt es in Mikroplastik (also kleinste, harte Plastikpartikel) am Ende seiner Lebenszeit.

Tatsächlich zerfällt es so gut wie gar nicht und wenn doch, dann eher in wasserlösliche Monomere wie Dimethylsilandiol, was kein Mikroplastik ist.

Ist Silikon recycelbar?

Nein, Silikon kann nicht in dem Sinne recycelt werden, dass daraus gleichwertige, neue Silikonprodukte entstehen.

Rein technisch gibt es zwar Möglichkeiten, Silikone aufzuspalten und ihre Bausteine für andere chemische Prozesse wiederzuverwenden – allerdings erfolgt dies eher im Rahmen von Forschungsprojekten und nicht in großem Maßstab.

Die Realität ist, dass die überwiegende Menge aller entsorgten Silikonprodukte nicht recycelt oder wiederverwendet wird, sondern in Müllverbrennungsanlagen oder Mülldeponien landet.

Selbst wenn es von speziellen Fabriken „recycelt“ wird, handelt es sich dabei stets nur um sogenanntes Down-Cycling, wobei also keine gleichwertigen neuen Silikonprodukte, sondern weniger wertige Produkte wie Öl oder Schmierstoffe hergestellt werden.

Wie entsorge ich Silikon richtig?

Bei der Entsorgung von Silikon kommt es vor allem auf die Menge an – kleine Mengen kannst du einfach im normalen Hausmüll (Restmüll) entsorgen.

Solltest du mehr Silikonabfall oder ganze Silikonkartuschen entsorgen wollen, kannst du das über die gelbe Tonne tun.

Bei besonders großen Silikonmengen – beispielsweise bei Renovierung oder Neubau – wendest du dich am besten an deinen lokalen Entsorger, Recycling- oder Wertstoffhof.

Ist Silikon nachhaltig?

Silikon ist kein nachhaltiges Produkt, weil es einerseits in den meisten Fällen aus erdölbasierten Stoffen hergestellt wird, was eine endliche, nicht nachhaltige Ressource ist.

Auf der anderen Seite hat Silikon auch keinen geschlossenen Wertstoffkreislauf, da es nicht recycelt oder anderweitig wiederverwendet werden kann.

Das führt also zwangsläufig zu einem Abfall- und Verschmutzungsproblem, welches insbesondere durch die extrem schlechte Abbaubarkeit von Silikon verschärft wird.

Ist Silikon umweltschädlich?

Silikonprodukte gelten zwar an sich überwiegend als wenig oder gar nicht giftig oder umweltschädlich – dennoch rührt die Gefahr der Umweltverschmutzung gleich von zwei Seiten:

Einerseits kommen bei der Silikonherstellung zwangsläufig umweltschädliche, giftige Chemikalien zum Einsatz (wie Methylchlorid oder Chlorbenzol), die bei unsachgemäßer Handhabung, Lagerung oder Entsorgung große Schäden in Gewässern und Natur verursachen.

Am anderen Ende des Lebenszyklus von Silikonprodukten verursacht die fehlende Recyclingmöglichkeit stets eine Umweltbelastung, da entsorgtes Silikon entweder verbrannt werden muss, oder über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte in der Umwelt verbleibt.

Dort sind die Langzeitwirkungen bisher nur wenig erforscht, jedoch legt eine Studie des Umweltbundesamtes, dass die sich über Jahre ansammelnden Silikonöle in Sedimenten und Wasserorganismen schädliche Auswirkungen haben können.

Ist Silikon umweltfreundlicher als Plastik?

Das lässt sich so pauschal nicht beantworten, weil es darauf ankommt, mit welchem anderen Kunststoff wir Silikon vergleichen.

PVC beispielsweise ist bekanntermaßen äußerst umweltschädlich (hier mehr dazu), insofern ist Silikon in jedem Fall besser für Mensch und Umwelt als PVC.

Auf der anderen Seite gibt es auch als relativ unbedenklich geltende Kunststoffe wie Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP), die zumindest nicht akut gefährlich oder giftig sind.

Wie Silikon auch, werden aber alle Arten von Plastik aus Mineralöl-Erzeugnissen hergestellt. Die Rohölförderung und -verarbeitung ist äußerst umweltschädlich, und da schneidet auch Silikon nicht wesentlich besser ab in der Umweltbilanz.

Das Entsorgungsproblem ist bei Silikon im Vergleich zu einigen häufig verwendeten Kunststoffen sogar eher schlechter, da zumindest bei PP und PE-Plastik ein halbwegs funktionierendes Kreislaufsystem durch Recycling besteht – bei Silikon ist da eher Fehlanzeige.

Auf der anderen Seite ist zumindest ein kleiner Pluspunkt in der Umweltbilanz von Silikon, dass es nicht in gefährliches Mikroplastik zerfällt, was bei praktischen allen anderen Kunststoffen der Fall ist – und ein immer größeres Problem für Mensch und Umwelt darstellt.

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