Polypropylen ist direkt nach Polyethylen der zweithäufigste Kunststoff, mit dem wir alle täglich in Kontakt kommen.
Er gilt als sicher und wird aufgrund seiner Schadstofffreiheit und guten Recyclingfähigkeit teilweise sogar als umweltfreundlich und nachhaltig angepriesen.
Doch stimmt das wirklich?
Zwar ist Polypropylen tatsächlich weniger umweltschädlich als andere Kunststoffe – insbesondere PVC, Polystyrol oder Polycarbonat – weil es ohne gefährliche Zusatzstoffe auskommt. Das allein macht aber Polypropylen noch lange nicht umweltfreundlich.
Was du über Polypropylen wissen musst, erfährst du jetzt.
1. Was genau ist Polypropylen eigentlich?
Polypropylen (PP) ist ein sogenannter thermoplastischer Kunststoff, was bedeutet, dass er sich bei Wärmeeinwirkung beliebig oft verformen lässt und beim Abkühlen wieder fest wird.
Es ähnelt in seinen Eigenschaften stark Polyethylen (PE), allerdings ist Polypropylen fester, widerstandsfähiger und beständiger gegen Wärme.
Nach Polyethylen ist Polypropylen der weltweit am meisten produzierte und verwendete Kunststoff.
Polypropylen wird sehr vielseitig verwendet, beispielsweise als:
- Lebensmittelverpackungen (Flaschen, Becher, wiederverwendbare Plastikboxen)
- Textilbereich (Textilfasern, Heimtextilien wie Teppiche, etc.)
- Automobilindustrie (Armaturen, Sitzbezüge, Gehäuse der Batterie)
- Fahrradhelme
- Elektrischer Isolator (Kabelummantelung, Trafos)
- Geldscheine bestimmter Währungen (Australischer und Neuseeländischer Dollar)
2. Wird Polypropylen umweltfreundlich hergestellt?
Die Herstellung von Polypropylen ist keineswegs umweltfreundlich, denn es werden nicht nur große Mengen an Energie verbraucht, sondern auch massiv Treibhausgase verursacht und teils sehr gefährliche Chemikalien verwendet.
Hergestellt wird Polypropylen praktisch immer aus Propen, welches selbst ein Produkt der Erdöl- bzw. Erdgasindustrie ist.
Die Förderung der für die Propen-Herstellung genutzten Kohlenwasserstoffe – oftmals Butan, Propan und Ethan – richtet an sich schon erhebliche Umweltschäden an.
Deren Weiterverarbeitung zur Herstellung des Ausgangsstoffes Propen erfolgt mittels sogenannten Steam-Cracken, welcher als aufwändigster und kompliziertester Vorgang in der Petrochemie gilt.
Diese Steam-Cracker sind laut SWR die größten Verursacher von klimaschädlichen Treibhausgasen in der gesamten Chemieindustrie.
Die Herstellung von Polypropylen selbst erfolgt mittels sogenannter Ziegler-Natta-Katalysatoren, bei denen oftmals gefährliche und umweltschädliche Verbindungen wie Vanadium(IV)-Chlorid oder Triethylaluminium verwendet werden.
3. Ist Polypropylen giftig?
Nein, Polypropylen ist ungiftig, lebensmittelecht, hautverträglich und gilt als physiologisch völlig unbedenklich.
Es wird deshalb neben Polyethylen besonders häufig in der Medizin-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie als Behälter und Verpackungen eingesetzt.
Genau wie Polyethylen werden auch bei Polypropylen so gut wie nie Weichmacher wie BPA oder andere Bisphenole verwendet, die nachweislich hormonell aktiv sind und im Verdacht stehen, krebserregend zu sein.
Insofern ist Polypropylen aus Umwelt- und Gesundheitssicht wesentlich besser als PVC, Polyester oder Polycarbonat, die praktisch immer bedenkliche Chemikalien und Zusatzstoffe beinhalten.
Zudem sind Kabelummantelungen aus Polypropylen halogenfrei, anders als die üblichen PVC-Ummantelungen, die im Brandfall giftige Dämpfe entwickeln.
4. Ist Polypropylen PVC?
Nein, Polypropylen ist zwar ebenfalls ein thermoplastisches Polymer, ist aber klar von Polyvinylchlorid (PVC) zu unterscheiden.
PVC wird zum einen aus dem giftigen Vinylchlorid hergestellt, Polypropylen hingegen nicht, sondern aus Propen.
Zum anderen werden PVC praktisch immer gefährliche Zusatzstoffe wie Weichmacher oder Schwermetalle zugesetzt, was bei Polypropylen nicht der Fall ist.
Hier erfährst du mehr über PVC und seine Gefahren für Mensch und Umwelt.
5. Ist Polypropylen umweltschädlich?
Polypropylen ist zwar als fertiges Endprodukt insofern nicht umweltschädlich, als dass es keine giftigen oder anderweitig gefährlichen Stoffe absondert.
Allerdings ist es aus zweierlei Gründen indirekt dennoch sehr umweltschädlich:
Zum einen verursacht seine Produktion, inklusive der Herstellung des benötigten Ausgangsstoffes Propen, immense Umweltschäden und CO2 Emissionen. Auch umweltschädliche und giftige Chemikalien werden während der Produktion verwendet.
Zum anderen verursacht Polypropylen am Ende seiner (oft sehr kurzen) Nutzungsdauer langfristig große Umweltschäden, weil es global betrachtet überwiegend in den Meeren und der freien Natur landet.
Da es sich nicht biologisch zersetzt, stellt es eine oft tödliche Gefahr für die Tierwelt dar und zerfällt zudem über die Jahre und Jahrzehnte in Mikroplastik, was letztlich in die Nahrungskette und das Trinkwasser gelangt.
Und selbst wenn es am Ende seiner Nutzungsdauer nicht in der Natur, sondern der Müllverbrennung landet, entstehen dabei zwar zumindest keine giftigen Dämpfe, aber dennoch das Treibhausgas CO2.
6. Ist Polypropylen biologisch abbaubar?
Nein, Polypropylen ist nicht biologisch abbaubar, weil es von Mikroorganismen nicht oder nur äußerst schlecht zersetzt werden kann.
Deswegen finden sich auch heute noch Kunststoffe wie Polypropylen in den Weltmeeren, die bereits vor Jahrzehnten hergestellt wurden.
7. Ist Polypropylen kompostierbar?
Kompostierung ist lediglich menschlich gesteuerter biologischer Abbau – weil Polypropylen aber nicht biologisch abbaubar ist, lässt es sich auch nicht kompostieren.
Deshalb würde Polypropylen – wie alle anderen Kunststoffe auch – den Kompost nur verunreinigen, aber nicht zerfallen.
8. Ist Polypropylen recycelbar?
Polypropylen ist ein an sich hervorragend recycelbares Material, da es beliebig oft eingeschmolzen und zu neuen Produkten verarbeitet werden kann.
Zumindest in Deutschland wird PP auch sehr zuverlässig über das duale System eingesammelt, sortiert und verwertet.
Allerdings kann recyceltes Polypropylen nicht mehr für den Lebensmittelbereich verwendet werden, weshalb dafür stets „frisches“ PP produziert werden muss.
Genauer gesagt darf recyceltes PP laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nur nach einem Gutachten für Lebensmittel wiederverwendet werden, was bisher praktisch nie erfolgt.
Insofern findet bei Polypropylen stets nur Downcycling statt, wobei nur weniger wertige Produkte wie Parkbänke oder Blumentöpfe hergestellt werden können und somit kein geschlossener Wertstoffkreislauf besteht.
Die andere Art, PP zu verwerten, ist die energetische oder thermische Verwertung in Müllverbrennungsanlagen, was in Deutschland laut Umweltbundesamt mit etwa 52% des Plastikmülls geschieht.
Die Verbrennung von Polypropylen ist zwar ungiftig, da es rückstandslos zu Wasser und CO2 verbrennt und zudem einen hohen Heizwert hat – allerdings ist CO2 bekanntlich ein Treibhausgas.
In anderen Ländern ist die Recyclingquote von Polypropylen sogar noch wesentlich niedriger. Laut dem American Chemistry Council wird in den USA nur weniger als 1% des Polypropylens recycelt – fast alles landet dort auf Mülldeponien.
9. Ist Polypropylen nachhaltig?
Nein, denn Nachhaltigkeit wird vor allem dadurch bestimmt, dass nicht mehr Ressourcen verbraucht werden, als sich natürlich regenerieren können.
Polypropylen ist jedoch ein Produkt der Erdölindustrie und wird somit aus nicht nachhaltigen, endlichen Rohstoffen – speziell Propen – hergestellt.
Zudem ist Polypropylen auch aus einem anderen Gesichtspunkt nicht nachhaltig: es werden bei seiner Herstellung eine Reihe sehr giftiger Chemikalien und Abfallprodukte verwendet oder freigesetzt, die sehr gefährlich für Mensch und Natur sind.
Zu guter Letzt trägt Polypropylen – wie praktisch alle Kunststoffe – zu dem wachsenden Problem der Umweltverschmutzung durch Plastikmüll und Mikroplastik bei, weil es nicht biologisch abbaubar ist und kein geschlossener Wertstoffkreislauf existiert.
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