Papier stammt aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen – insbesondere aus Holz – und gilt damit als umweltfreundliches Material.
Doch stimmt das wirklich?
Leider sieht die tatsächliche Umweltbilanz von Papier global gesehen schlecht aus, denn es trägt massiv zum Verschwinden der Wälder sowie Luft- und Gewässerverschmutzung bei.
Das liegt vor allem daran, dass der Papierverbrauch weltweit von Jahr zu Jahr steigt und schon lange nicht mehr alleine aus nachhaltiger Forstwirtschaft gedeckt werden kann.
Was du über Papier wissen musst, wie seine Herstellung die Umwelt beeinflusst, und ob Recycling-Papier ökologisch besser ist, erfährst du jetzt.
1. Wird Papier umweltfreundlich hergestellt?
Das größte Problem an Papier ist, dass es massiv zum weltweiten Rückgang der Wälder beiträgt.
So wird laut WWF weltweit jeder zweite Baum für die Papierproduktion gefällt, und ein großer Teils dieses enormen Holzbedarfs stammt aus nicht nachhaltiger Forstwirtschaft und teils sogar aus illegalem Einschlag.
Zu glauben, dass Deutschland als weltweit viertgrößter Produzent von Papier sein Holz nur aus nachhaltigen Quellen bezieht, wäre naiv und ein Irrglaube.
Denn als einer der größten Verbraucher von Papier ist Deutschland eben auch der weltweit größte Importeur von Papier und Holz – bis zu 75% ihres Holzbedarfs importiert die deutsche Papierindustrie.
Und dieses importierte Holz stammt laut Recherchen der Umweltorganisation Robin Wood größtenteils von schnellwachsenden Eukalyptus-Plantagen aus Brasilien, für die Urwald gerodet wurde.
Außerdem verbraucht die Papierherstellung enorme Mengen an Energie – eine Tonne Papier verbraucht etwa genauso viel Energie wie eine Tonne Stahl – weshalb die Papierindustrie massiv zu klimaschädlichen CO2-Emissionen beiträgt.
Zudem werden große Mengen an Wasser bei der Papierherstellung benötigt, das am Ende des Produktionsprozesses stark mit Chemikalien belastet ist und unbehandelt die Gewässer verschmutzt.
2. Ist Papier biologisch abbaubar?
Ja, als aus natürlichen Cellulose-Fasern bestehendes Produkt ist Papier ganz genau wie Holz auch biologisch abbaubar.
Allerdings können je nach Hersteller und Papierart bestimmte Chemikalien im Papier selbst oder der Druckfarbe enthalten sein, die nicht oder nur schlecht biologisch abbaubar sind.
Unbedrucktes, ungebleichtes und unbeschichtetes Papier ist aber problemlos durch Mikroorganismen zersetzbar.
3. Ist Papier kompostierbar?
Bei der Kompostierung handelt es sich um vom Menschen veranlassten biologischen Abbau – und da Papier biologisch abbaubar ist, ist es auch kompostierbar.
Laut einer Neuseeländischen Studie wird Papier innerhalb von 2-5 Monaten vollständig und rückstandslos von Mikroorganismen zersetzt.
Anders als Plastik zerfällt es also nicht nur in immer kleinere Stücke, sondern wird tatsächlich organisch verstoffwechselt.
Viele Papiersorten sind jedoch bedruckt oder gebleicht. Es gibt zwar auch umweltfreundliche Druckertinte auf Basis natürlicher, pflanzlicher Rohstoffe, genau wie einen umweltverträglichen, chlorfreien Bleichprozess.
Laut Umweltorganisationen nutzt der Großteil der Papierindustrie allerdings immer noch giftige und umweltschädliche Chlorverbindungen zum Bleichen, von denen natürlich auch Rückstände im Papier bleiben.
Insofern können derartige Schadstoffe bei der Kompostierung frei werden und die Komposterde verunreinigen.
Abgesehen davon ist Papier ohnehin eine zu wertvolle Ressource, um sie zu kompostieren – du solltest sie stattdessen über das Altpapier entsorgen, damit es recycelt werden kann.
4. Ist Papier umweltschädlich?
Reines, unbehandeltes Papier als Endprodukt an sich ist in der Regel nicht umweltschädlich, da es keine giftigen Chemikalien enthält.
Allerdings ist die konventionelle Papierherstellung an sich äußerst umweltschädlich. So verursacht die Herstellung einer Tonne Papier aus Holz:
- über 500 kg CO2 Emissionen
- 6.000 Liter Wasserverbrauch
- 2 Tonnen Holzverbrauch
- 2.650 kWh an Energieverbrauch
- mit Chemikalien und Schwermetallen belastete Abwässer
Die Papierindustrie nutzt leider immer noch weitverbreitet giftige Chlorverbindungen zum Bleichen, welche nicht nur das Abwasser belasten und in die Nahrungskette gelangen – unter anderem nachweislich gesundheitsschädliche Dioxine.
Die einzige Gewissheit, umweltverträgliches Papier zu kaufen, was vollständig aus recyceltem Altpapier besteht und ohne umweltschädliche Chemikalien hergestellt wurde, gibt das Gütezeichen „Der Blaue Engel“.
Allein FSC-zertifiziertes Papier sagt hingegen nichts darüber aus, ob es umweltfreundlich hergestellt wurde – sondern lediglich, dass das Holz nicht aus illegalem Einschlag stammt.
5. Ist Papier nachhaltig?
Ob Papier nachhaltig ist oder nicht, hängt in erster Linie vom verwendeten Rohstoff und Herstellungsprozess ab.
Weltweit gesehen stammt Papier fast immer aus Holz, insofern hängt es davon ab, ob das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.
Wie eingangs besprochen kann der enorme und stetig wachsende Holzbedarf der Papierindustrie nicht durch naturnahe, nachhaltige Wälder, sondern muss überwiegend durch Importe gedeckt werden.
Nur dann, wenn das Holz aus wirklich nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, lässt sich ausschließen, dass es aus illegaler Rodung oder verantwortungslosem Abbau stammt.
Es gibt zwar mittlerweile eine Vielzahl von Siegeln und Gütezeichnen, von denen aber nur das FSC-Siegel weitgehend anerkannt ist als glaubwürdig und entsprechenden Kontrollen.
Doch selbst dann steckt der Teufel im Detail: so mögen beispielsweise Eukalyptus-Plantagen in Brasilien nachhaltig bewirtschaftet sein.
Allerdings wurden für diese Plantageflächen oft Urwälder gerodet. Zudem werden sie in Monokulturen angebaut, was zahlreiche negative Auswirkungen hat, beispielsweise sinkende Grundwasserspiegel und abnehmende Biodiversität.
Generell gilt: das nachhaltigste Papier besteht aus 100% recyceltem Altpapier und wurde nicht (oder ohne gefährliche Chemikalien) aufgehellt.
Es gibt mittlerweile zudem Ansätze, wesentlich nachhaltigeres Papier herzustellen, etwa aus Gras oder Stroh.
So bestehen beispielsweise die Pappschalen von Rewe’s Bio-Äpfeln aus Graspapier, welches im Vergleich zu Holzpapier so gut wie kein Wasser und auch nur 10% der Energie verbraucht.
Leider ist es im Vergleich zu Holzpapier aber derzeit noch ein absolutes Nischenprodukt.
6. Ist Papier recycelbar?
Grundsätzlich ist Papier technisch immer recycelbar, allerdings nicht unbegrenzt oft.
Der begrenzende Faktor ist die Struktur und Länge der Zellstofffasern im Altpapier – diese werden nämlich bei jedem Recyclingvorgang beschädigt und kürzer.
Nach 5-7 Mal Recycling haften sie dann nicht mehr aneinander und geben dem Papier nicht mehr die benötigte Stabilität – dann muss frischer Zellstoff hinzugemischt werden.
Bis dahin ist Papier aber sehr gut recycelbar – und wird zumindest in Deutschland über das Altpapiersystem auch fast vollständig wiederverwertet.
Allerdings gibt es natürlich bestimmte Papierarten, die nicht recycelt werden können und sollen – insbesondere Hygienepapier wie Küchenrollen oder Toilettenpapier.
7. Was ist Recycling Papier?
Recyclingpapier wird aus Altpapier hergestellt und ist die umweltfreundliche Alternative zu Frischfaserpapier.
Da für seine Herstellung bereits existierendes Papier wiederverwendet, schont es die Waldbestände und kann zudem wasser- und energiesparender hergestellt werden.
Leider ist der Nachfrage nach Recyclingpapier in Deutschland und auch weltweit nicht nur gering, sondern in den letzten Jahren sogar noch gesunken.
Nicht alle Papierarten können recycelt werden – insbesondere Hygienepapier wie Toilettenpapier oder Küchenrollen – allerdings können sie selbst aus Recyclingpapier hergestellt werden.
Deshalb ist es insbesondere bei Hygienepapier wichtig, diese aus 100% Altpapier zu kaufen, denn aufgrund ihrer einmaligen Verwendung ist ihre Umweltbilanz extrem schlecht, wenn sie aus Frischfaserpapier bestehen.
8. Wie umweltfreundlich ist Altpapier?
Altpapier ist zunächst der private und gewerbliche Papierabfall, der meist über die blaue Tonne entsorgt und eingesammelt wird.
Altpapier wird für die Herstellung von Recyclingpapier verwendet und ist tatsächlich wesentlich umweltfreundlicher, als Papier aus frischen Holzfasern herzustellen.
Denn im Vergleich zur Herstellung von Papier aus Holz verbraucht die Produktion von Recyclingpapier deutlich weniger Wasser und Energie.
Allerdings kommt es darauf an, ob das Altpapier während der Wiederverarbeitung sogenanntes Deinking durchläuft, bei dem die Druckerfarben entfernt werden – denn dieser Prozess verbraucht viel Wasser und Chemikalien.
Außerdem ist für die Umweltbilanz wichtig, zu welchem Anteil das Recyclingpapier aus Altpapier besteht und ob es mit optischen Aufhellern behandelt wurde.
Altpapier ohne optische Aufheller und zu nahezu 100% Altpapier kann den „Blauen Engel“ bekommen und gilt als Umweltschutzpapier als das umweltfreundlichste Recyclingpapier.
9. Wie entsorge ich Papier richtig?
Solange es sich nicht um Hygienepapier handelt, sollte Papier immer über das Altpapier entsorgt werden – also in der Regel über die blaue Tonne.
Stelle sicher, dass sich wirklich nur Papier in der Tonne befindet, da das Altpapier durch Plastik, Metall oder Lebensmittelreste verunreinigt wird und dadurch im schlechtesten Fall gar nicht für Recyclingpapier verwendet werden kann.
10. Ist Papier wiederverwendbar?
Je nach Papierart lässt es sich durchaus wiederverwenden – beispielsweise Kraftpapier, Kartonverpackungen oder Papiertüten können viele Male benutzt werden.
Tatsächlich haben insbesondere die braunen Papiertüten trotz ihres guten Rufes, umweltfreundlich zu sein, oftmals eine schlechte Umbilanz.
Denn obwohl sie nicht gebleicht oder aufgehellt sind, werden sie statt aus Altpapier oft aus Frischfaserholz hergestellt, um besonders reißfest zu sein.
Deshalb solltest du gerade solche Papierprodukte möglichst lange wiederverwenden und so wenig wie möglich nachkaufen.
Andere Papierarten – insbesondere Hygienepapier – sollten aus selbsterklärenden Gründen nicht wiederverwendet werden.
11. Was ist holzfreies Papier?
Lass dich nicht von dem Begriff „holzfreies Papier“ irreführen – diese Bezeichnung legt nämlich nahe, dass für dieses Papier keine Bäume gefällt werden müssten, sondern irgendein anderer Rohstoff verwendet wurde.
Dem ist aber keineswegs so – für „holzfreies“ Papier wird genauso Holz als Ausgangsstoff verwendet wie für jedes andere Papier auch.
Es handelt sich lediglich um Papier, bei dem der Holzstoff – Lignin genannt – mittels Chemikalien aus der Cellulose-Masse herausgelöst wird, wodurch das Papier weniger vergilbt.
Der Holzstoff wird dadurch zu Zellstoff – es müsste also eigentlich „holzstofffrei“ heißen.
Fakt ist: praktisch jedes heutzutage produziertes Papier ist ohnehin holzstofffrei – insofern sagt diese Werbebezeichnung „holzfrei“ überhaupt nichts über die Umweltfreundlichkeit eines Papiers aus.
Im Gegenteil: Hersteller, die mit solchen Selbstverständlichkeiten werben, haben wohl nichts Besseres über ihr Papier zu sagen.
Wirklich umweltfreundliches Papier besteht zu 100% aus recyceltem Altpapier, welches ohne gefährliche Chemikalien aufgehellt wurde – du erkennst es am Blauen Engel.
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