Oft wird schnell darauf hingewiesen, dass nicht nur tierische, sondern auch pflanzliche Lebensmittel die Umwelt belasten können.
Wie steht es also um die Umweltbilanz der äußerst beliebten Mandeln?
Unter den verschiedenen Nusssorten belasten Mandeln tatsächlich relativ stark die Umwelt, was insbesondere am hohen Wasserverbrauch und ihrem großen CO2-Fußabdruck liegt.
Verglichen mit tierischen Proteinquellen tragen sie jedoch nur einen Bruchteil zum Klimawandel bei.
Was du über die Umweltauswirkungen von Mandeln wissen solltest, erfährst du jetzt.
1. Wie wirken sich Mandeln auf die Umwelt aus?
Transport
Die meisten Mandeln der Welt kommen aus Kalifornien, aber sie werden auch im Süden Spaniens sowie in Australien angebaut.
Wenn du also nicht gerade in diesen Regionen lebst, haben die Mandeln einen langen Weg zurückgelegt, um im Supermarkt zu landen.
Lebensmitteltransporte machen ganze 6% aller Treibhausgasemissionen aus, sodass die Beschaffung von Lebensmitteln aus anderen Regionen umweltschädlich ist.
Übrigens: obwohl Spanien auch selbst Mandeln anbaut, importiert das Land dennoch ebenfalls kalifornische Mandeln.
Saisonales Produkt
Mandeln sind ein saisonales Lebensmittel, sie werden in Kalifornien normalerweise von August bis Oktober geerntet, wobei die Erntezeit aber je nach Sorte und Standort variieren kann.
Wie du jedoch sicher bereits bemerkt hast, sind Mandeln ganzjährig erhältlich.
Es wird deshalb viel Energie benötigt, um Mandeln das ganze Jahr über frisch zu halten.
Nur 30% des weltweiten Energieverbrauchs stammen aus erneuerbaren Quellen – in den USA sogar nur etwas mehr als 12% – weshalb ein hoher Energieverbrauch auch stets Umweltbelastung bedeutet.
Wasserverbrauch
Einer der größten Kritikpunkte in Bezug auf Mandeln und Nachhaltigkeit ist der hohe Wasserverbrauch für ihren Anbau.
Mandeln sind nicht nur eine wasserintensive Kulturpflanze, sondern sie werden zudem in Regionen angebaut, die häufig ohnehin schon von Dürre und Wasserknappheit betroffen sind.
Anstatt sich also auf natürlichen Niederschlag verlassen zu können, müssen Mandelplantagen fast immer großzügig bewässert werden.
Für 1 kg Mandeln werden 13.080 Liter Wasser verbraucht, wodurch sie zu den wasserintensivsten Nusssorten gehören.
Lediglich Cashewnüsse schneiden in puncto Wasserverbrauch noch wesentlich schlechter ab.
Ansonsten verbrauchen Mandeln aber deutlich mehr Wasser pro Kilogramm als alle anderen untersuchten Nusssorten.
Interessanterweise können Mandeln, die in Südspanien (Andalusien) angebaut werden, zumindest teilweise von Niederschlag profitieren, wodurch sich der Bewässerungsbedarf etwas verringert.
In anderen Regionen – wie etwa Kalifornien – fällt in den Mandel-Anbauregionen jedoch so gut wie kein Regen, wodurch die Mandeln nahezu vollständig auf künstliche Bewässerung angewiesen sind.
Pestizide
Die Mandelproduktion ist in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen.
Im Jahr 2015 gab es fast 450.000 Hektar Land mit Mandelplantagen, was einer Steigerung von mehr als 80% gegenüber dem Jahrzehnt zuvor entspricht.
Mehr Mandelplantagen bedeuten somit auch mehr Pestizideinsatz.
Viele Arten von Pestiziden, Insektiziden und Herbiziden können Bienen und anderen Bestäuber schaden oder sie sogar töten.
Dies ist deshalb problematisch, weil nicht nur Mandelbäume von Bienen bestäubt werden müssen.
Wenn die Bienenbestände zurückgehen, wird auch der Anbau von vielen anderen Nahrungsmitteln schwieriger.
Pestizide wirken sich außerdem nicht nur negativ auf Bestäuber wie Bienen aus.
Beispielsweise können sie auch leicht in den Boden und damit in die Wasserversorgung gelangen sowie Insekten, Pflanzen und anderen Tiere schaden.
Verminderte Biodiversität
Da die Nachfrage nach Mandeln stetig steigt, werden mehr Mandelbäume gepflanzt, um diese Nachfrage zu befriedigen.
Große, industrielle Mandelplantagen reduzieren die Biodiversität, weil sie fast immer als Monokultur bewirtschaftet werden.
Monokulturen wirken sich negativ auf das Ökosystem aus, da es in der Gegend dann kaum oder gar keine andere Pflanzen- oder Tierwelt mehr gibt.
Biodiversität kann Pflanzen jedoch vor Krankheiten schützen, weil unterschiedliche Pflanzen und Tiere ihre Ausbreitung begrenzen sowie Schädlinge als Teil der Nahrungskette auf natürliche Weise reduzieren können.
Wenn also der Großteil einer Mandelplantage von Krankheit oder Schädlingen befallen ist, kann dies schnell dazu führen, dass die Mandeln und möglicherweise sogar die Bäume entsorgen werden müssen.
Obwohl sowohl Mandeln als auch Bäume biologisch abbaubar sind, so wäre dies dennoch umweltschädlich.
Grund dafür ist, dass beim Verrotten oder Verbrennen dieses Abfalls das darin gespeicherte CO2 freigesetzt würde.
Falls dieser Bio-Abfall auf einer Deponie landet, kann dort im ungünstigsten Fall beim Verfaulen sogar das besonders schädliche Treibhausgas Methan freigesetzt werden.
Monokulturen können zudem Bodenerosion sowie Nährstoffmangel im Boden verursachen, was den zukünftigen Ertrag und die Lebensdauer der Plantage beeinträchtigen kann.
Lebensdauer
Wie alle Bäume produzieren Mandelbäume Sauerstoff und speichern CO2.
Mandelbäume werden jedoch oft im Alter von 20 bis 25 Jahren gefällt, weil sie dann nicht mehr so ertragreich sind wie jüngere Bäume.
Das Problem: wenn Bäume gefällt und verbrannt werden oder verrotten, dann geben sie das in ihnen gespeicherte CO2 wieder an die Umwelt ab.
Jüngere Bäume speichern zudem in ihren ersten Jahren nicht so viel CO2 wie ältere Bäume.
2. Gibt es umweltfreundliche Mandeln?
Obwohl Mandeln zwar nicht direkt umweltfreundlich sind, gibt es dennoch Wege, die Mandelproduktion nachhaltiger zu gestalten.
Beispielsweise ist die Anwendung regenerativer Landwirtschaft auf Mandelplantagen vielversprechend.
Diese Art der Landwirtschaft konzentriert sich auf eine verantwortungsvolle Wassernutzung, die Wiederherstellung der Oberbodengesundheit und die Förderung von mehr Biodiversität.
Außerdem sind landwirtschaftliche Methoden, die Kompost verwenden und die Unterholzvegetation wiederherstellen, ebenfalls nachhaltiger, weil der Boden so mehr CO2 speichert und die Artenvielfalt gefördert wird.
Zudem sind Bio-Mandeln umweltfreundlicher als konventionelle Mandeln, nicht zuletzt aufgrund des Pestizid-Einsatzes.
Auch bei den Bewässerungssystemen gibt es nachhaltigere Alternativen.
Viele Landwirte verlassen sich auf Flutbewässerung, was im Wesentlichen bedeutet, das Feld zu überfluten, wodurch jedoch viel Wasser aufgrund von Verdunstung verschwendet wird.
Deshalb schwenken einige Landwirte auf Tropf- und Mikrosprinkler-Bewässerung um, wodurch das Wasser langsam an die Pflanzen gelangt, um Verschwendung zu reduzieren.
Unterirdische und Tiefwurzel-Bewässerung sind sogar noch nachhaltiger, da bei ihnen die Verdunstung vollständig eliminiert wird.
3. Sind Bio-Mandeln besser für die Umwelt?
Bio-Lebensmittel sind fast immer besser für die Umwelt.
Bio-Mandeln brauchen oft weniger Wasser, weil der gesündere Boden es besser speichern kann – ein wichtiger Aspekt für Mandelanbaugebiete, die regelmäßig von Dürre betroffen sind.
Der Boden in der Bio-Landwirtschaft kann zudem 15-28% mehr CO2 speichern, was den Treibhauseffekt begrenzt.
Bio-Mandeln sind zudem wesentlich schonender für Bienen und andere Bestäuber, da sie keine Pestizide verwenden.
Zudem verbrauchen sie bis zu 30% weniger Energie – nicht nur, weil die in ihrer Herstellung sehr energieintensiven synthetischen Pestizide nicht verwendet – wodurch weniger klimaschädliche Treibhausgase verursacht werden.
4. Sind Mandeln umweltschädlicher als Fleisch?
Nein, ganzheitlich gesehen ist Fleisch wesentlich umweltschädlicher als Mandeln.
Zwar benötigen Mandeln tatsächlich mehr Wasser pro Gramm Protein als manche Fleischsorten.
Allerdings trifft das nur auf Schweine- und Hühnerfleisch zu, wie die Grafik deutlich zeigt.
Rindfleisch als Proteinquelle verbraucht nämlich wesentlich mehr Wasser als die gleiche Menge Protein aus Mandeln.
Die Landwirtschaft macht 92% des weltweiten Süßwasserverbrauchs aus, und fast 30% davon stammen aus tierischen Quellen.
Insofern hat die Fleischindustrie insgesamt gesehen einen viel größeren Einfluss auf den Wasserverbrauch als der Mandelanbau.
Abgesehen davon ist zur Beurteilung der Umweltschädlichkeit von Lebensmitteln vor allem der Ausstoß von Treibhausgasen relevant.
Beim Vergleich des CO2-Fußabdrucks von Mandeln mit Fleisch-Alternativen zeichnet deshalb die folgende Grafik ein aufschlussreiches Bild:
Vergleicht man also den CO2-Ausstoß pro kg, dann schneiden Mandeln um Längen besser ab als alle anderen Fleischquellen.
Selbst Eier und Tofu verursachen mehr CO2-Emissionen pro kg als Mandeln.
Tatsächlich ist der Anteil von Mandeln am weltweiten Treibhausgasausstoß im Vergleich zur Fleischindustrie verschwindend gering.
Fleisch – insbesondere Rinderzucht – ist zudem für Entwaldung verantwortlich: im Amazonas in Brasilien stehen etwa 65% der Entwaldung im Zusammenhang mit der Viehzucht.
Aber auch Hühner- und Schweinefleisch können auch zur Entwaldung führen, da ein Großteil der weltweiten Sojaernte für die Viehfütterung bestimmt ist – also werden Wälder gerodet, um Platz für Sojapflanzen zu machen.
Aufgrund der spezifischen Umweltanforderungen von Mandelbäumen werden für ihre Plantagen keine Regenwälder gerodet, weil das Klima dort für Mandeln zu feucht wäre.
5. Was ist die umweltfreundlichste Umgebung für den Anbau von Mandeln?
Mandelbäume benötigen sehr spezifische Umweltbedingungen.
Man könnte meinen, dass es sinnvoller wäre, amerikanische Mandeln in anderen Bundesstaaten mit einem warmen Klima, aber mehr Niederschlag anzubauen.
Die niedrigere Luftfeuchtigkeit in Südkalifornien und die Abwesenheit kalter Winter machen es jedoch zur idealen Anbauregion für Mandeln – trotz negativer Auswirkungen auf den Wasserverbrauch.
Insofern ist es sinnvoller, sich auf nachhaltigere und umweltfreundlichere Anbaumethoden zu konzentrieren, als eine neue Umgebung für den Mandelanbau finden zu wollen.
Abgesehen davon ist es möglich, Mandelbäume in Gewächshäusern anzubauen, aber sie müssten dann manuell bestäubt werden, um die Abwesenheit von Bienen auszugleichen.
Solcher Anbau im Gewächshaus könnte die Wasserverdunstung, den Transport und den Einsatz von Pestiziden reduzieren.
6. Welche Nusssorte ist am umweltfreundlichsten?
Innerhalb verschiedener Nusssorten haben Mandeln eine relativ schlechte Umweltbilanz.
Eine Studie bezifferte den CO2-Ausstoß pro Nusssorte und konnte zeigen, dass Cashewnüsse den größten CO2-Fußabdruck haben, direkt gefolgt von Mandeln und Pistazien.
Am wenigsten CO2-Emissionen verursachen hingegen Haselnüsse und Erdnüsse.
Auch in puncto Wasserverbrauch schneiden Cashewnüsse am schlechtesten Akt, wieder direkt gefolgt von Mandeln und Pistazien.
Am wasserschonendsten sind Kastanien, aber auch Erdnüsse und Walnüsse verbrauchen relativ wenig Wasser im Vergleich zu allen anderen Nusssorten.
Natürlich hängt der Umwelteinfluss im konkreten Fall von der Anbauregion und der Anbaumethode der Nüsse ab.
Weiterhin spielt es eine wichtige Rolle, ob die Nüsse nach der Ernte weiterverarbeitet werden (beispielsweise zu Nussmus), weil durch zusätzliche Verarbeitungsschritte weitere Umweltbelastung verursacht wird.
Einen kompletten Vergleich verschiedener Nusssorten bezüglich ihrer Umweltfreundlichkeit findest du in diesem Artikel.
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