Ist Latex umweltfreundlich? 14 Fakten, die du wissen solltest

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Ist Latex umweltfreundlich

Was haben Giftpfeile, Opium und Kondome gemeinsam?

Richtig: Latex.

Als pflanzliches Sekret ist Latex zunächst ein völlig natürliches und umweltfreundliches Produkt.

Allerdings entscheidet vor allem die konkrete Verarbeitung, wie umweltverträglich das Endprodukt aus Latex letztlich ist.

Was du über Latex sowie die daraus oft hergestellten Kautschukprodukte wissen musst, erfährst du jetzt.

1. Ist Latex ein Naturprodukt?

Ja, Latex ist der natürliche Milchsaft, der in etwa 10% aller Pflanzen weltweit vorkommt.

Dieses milchige, meist weiße Sekret tritt in der Regel bei äußeren Verletzungen der Pflanzen aus und hilft ihnen dabei, die beschädigte Stelle zu verschließen, weil Latex an der Luft aushärtet.

Die wohl bekannteste Art von Latex ist diejenige, welche Kautschuk enthält und damit zur Herstellung von Gummi aus Naturkautschuk dient (mehr über die Nachhaltigkeit von Naturkautschuk und Gummi erfährst du hier).

Die überwiegende Menge des Latex, welcher Naturkautschuk enthält, wird aus dem Kautschukbaum Hevea brasiliensis gewonnen, wobei heutzutage Thailand, Indonesien, Malaysia die größten Produzenten sind.

Dennoch wird oder wurde aber auch der Latex von Pflanzen verwendet, bei denen er keinen Kautschuk enthält, beispielsweise:

  • Latex einiger Pflanzen der Gattung Wolfsmilch wird in der Naturheilkunde genutzt (aufgrund der enthaltenen Alkaloide)
  • Milchsaft von unreifen Kapseln des Schlafmohns, um Opium zu gewinnen
  • einige Naturvölker benetzen ihre Pfeile mit dem Milchsaft ausgesuchter Pflanzen für ihre Giftpfeile

2. Wird Latex umweltfreundlich gewonnen?

Generell ist die Latexproduktion von Kautschukbäumen sehr umweltfreundlich.

Arbeiter ritzen die Rinde der Kautschukbäume an und sammeln den austretenden Milchsaft, bevor er anschließend zu Kautschuk verarbeitet wird.

Da der Prozess der Latexgewinnung in Handarbeit abläuft und ein Kautschukbaum bis zu 25 Jahre lang Latex liefert, und nach dieser Zeit oftmals in der Möbelindustrie verarbeitet wird, ist der gesamte Prozess recht umweltverträglich.

Zwar werden heutzutage die Latex-liefernden Kautschukbäume fast immer in Monokulturen angebaut, um die weltweit hohe Nachfrage an Naturgummi decken zu können.

Aufgrund der jahrzehntelangen Nutzungsdauer jedes Kautschukbaumes ist die Gewinnung von Naturlatex aber trotz Monokultur wesentlich umweltfreundlicher als die Produktion von synthetischem Kautschuk, welcher auf Erdöl basiert.

3. Ist Latex dasselbe wie Gummi?

Nein, Latex ist zunächst nicht dasselbe wie der Werkstoff Gummi – auch wenn die Begriffe umgangssprachlich oft synonym verwendet werden.

Latex aus Kautschukbäumen oder anderen Pflanzen, deren Milchsaft Kautschuk enthält, kann (und wird) zwar oft verwendet, um daraus Naturkautschuk zu gewinnen.

Gummi hingegen ist vulkanisierter Kautschuk und entsteht also erst, wenn der aus Latex gewonnene Naturkautschuk vulkanisiert wird (vereinfacht gesagt: mit Schwefel gekocht wird).

Anders als die eben beschriebene (und meistens gemeinte) Bedeutung des Werkstoffs, wird als Gummi in der Botanik hingegen der aus verletzten Pflanzenstellen austretende Saft bezeichnet – du siehst hier also die Ähnlichkeit dieser Definition mit der von Latex.

4. Ist Latex Kautschuk?

Nein, Latex ist nicht dasselbe wie Naturkautschuk, auch wenn die Begriffe oft durcheinander geworfen werden.

Latex ist der Milchsaft vieler Pflanzen, und lediglich der Milchsaft einiger dieser Pflanzen enthält Kautschuk.

Beispielsweise ist der Latex des Kautschukbaumes – die bedeutendste Quelle für Naturkautschuk – folgendermaßen zusammengesetzt:

  • 60 – 75 % Wasser
  • ca. 30 % Kautschuk
  • 2 % Harze
  • 1,5 % Eiweiße
  • 1% Mineralstoffe

Auch andere Pflanzen enthalten Kautschuk in ihrem Latex, etwa der auch hierzulande wachsende Löwenzahn oder die Guayule (mexikanische Gummipflanze).

Auf der anderen Seite enthält der Milchsaft (Latex) von etwa 90% aller Pflanzen weltweit jedoch keinen Kautschuk.

5. Ist Latex biologisch abbaubar?

Latex als natürlicher Milchsaft von Pflanzen ist absolut problemlos biologisch abbaubar.

Auch aus Latex hergestellter Naturkautschuk ist ebenfalls biologisch abbaubar, solange er nicht vulkanisiert wurde.

Synthetische Latexprodukte, also aus Kunstgummi, sind hingegen nur schwer oder gar nicht biologisch abbaubar.

6. Ist Latex kompostierbar?

Da es sich bei Kompostierung und von Menschen gesteuerten und überwachten biologischen Abbau handelt, gilt grundsätzlich die gleiche Antwort wie auf die vorige Frage:

Latex als natürlicher Milchsaft von Pflanzen kann selbstverständlich problemlos kompostiert werden (was er ohnehin tut, wenn Pflanzen kompostieren).

Produkte aus Naturlatex sind zwar theoretisch ebenso kompostierbar, da es sich lediglich um getrockneten Latex handelt und sie nicht vulkanisiert wurden.

Allerdings wird dieser Prozess zumindest auf dem heimischen Kompost sehr lange dauern und kann eventuell Tiere gefährden, wenn sie diese Produkte fressen.

Synthetische Latexprodukte sind als Kunststoffe selbstverständlich nicht kompostierbar.

7. Ist Latex nachhaltig?

Latex ist zunächst ein nachhaltiger, nachwachsender, natürlicher Rohstoff, der von vielen Pflanzen ohnehin produziert wird.

Die meisten Menschen meinen mit Latex jedoch den Latex von Kautschukbäumen, oder sogar Kautschukprodukte.

Allerdings werden die meisten Kautschukbäume heute auf Plantagen in Monokulturen angebaut, teilweise mit Einsatz von Pestiziden oder Düngern.

Auf der anderen Seite macht die sehr lange Nutzungsdauer eines Kautschukbaumes von bis zu 25 Jahren sowie seiner anschließenden Weiterverarbeitung in der Möbelindustrie den Latexanbau generell wesentlich nachhaltiger als die Herstellung von künstlichem Latex / synthetischem Kautschuk aus Erdöl.

8. Ist Latex recycelbar?

Latex als Milchsaft trocknet an der Luft und verfestigt sich – und daraus hergestellter Naturkautschuk wird oft direkt nach der Ernte koaguliert.

Oftmals wird der Kautschuk vulkanisiert, um ihm die typischen gummiartigen Eigenschaften zu geben – dieser Prozess lässt sich jedoch nicht wieder rückgängig machen.

Einmal hergestellter, vulkanisierter Naturkautschuk lässt sich also nicht wieder einschmelzen oder verflüssigen, um daraus neue Produkte herzustellen.

Deshalb kommt bei Latex bzw. Kautschukprodukten im besten Fall downcycling in Frage, wobei die Produkte meist geschreddert werden und dann beispielsweise für Lärmschutz- oder Bodenmatten verwendet werden.

Oftmals werden Kautschukprodukte jedoch auch einfach verbrannt, weil es an geeigneten Recyclingmöglichkeiten fehlt – obwohl es Forscher gibt, die an recyclingfähigem Latex und Gummi arbeiten.

9. Ist Latex umweltschädlich?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Naturkautschuk relativ umweltverträglich ist, da für Anbau und Ernte des Latex sowie dessen Verarbeitung viel Handarbeit erfolgt und somit wenig Energie verbraucht oder Umweltverschmutzung verursacht wird.

Allerdings kommen bei der Weiterverarbeitung teilweise Ammoniak und falls er vulkanisiert wird, Schwefel und teilweise Zink zum Einsatz, was eine gewisse Umweltbelastung bedeutet.

Im Vergleich zum der künstlichen Alternative, dem synthetischen Kautschuk, ist Naturlatex aber in jedem Fall die umweltfreundlichere und nachhaltigere Alternative.

10. Ist Latex giftig?

Ob Latex giftig ist oder nicht kommt darauf an, von welcher Pflanze der Milchsaft stammt.

Tatsächlich ist der Milchsaft vieler Pflanzen giftig – es wird sogar vermutet, dass die Giftigkeit und der oft bittere Geschmack die Pflanze so vor Fressfeinden schützt.

Beispiele für Pflanzen, die teils stark giftigen oder gar tödlich wirkenden Latex enthalten, sind der auch in Deutschland heimische Gift-Lattich, Eisenhut oder Hundsgiftgewächse.

Die Giftigkeit der meisten Milchsäfte beruht auf den chemischen Verbindungen Alkaloide und Glycoside – die in den meisten Fällen für Mensch und Tier giftig sind.

Auf der anderen Seite werden diese chemischen Verbindungen aber auch stark erforscht und teilweise in der Medizin und Pharmazie verwendet.

Andererseits ist der aus Kautschukbäumen gewonnene Latex nicht nur ungiftig, sondern ist sogar essbar und schmeckt süßlich.

Latexprodukte, also Kautschuk oder Naturgummi, sind in der Regel ungiftig – allerdings können bei der Vulkanisierung teils gesundheitsgefährdende Chemikalien wie etwa Weichmacher zugesetzt werden.

11. Ist Latex ein Kunststoff?

Als Milchsaft von Pflanzen ist Latex zunächst ein eindeutiges Naturprodukt – und kein Kunststoff.

Umgangssprachlich werden allerdings auch Naturkautschuk oder synthetische Gummiprodukte als „Latex“ bezeichnet.

Während reiner Naturkautschuk zwar durch Trocknen des flüssigen Latexsaftes entsteht und somit als Naturprodukt zählt, wird Naturkautschuk oft vulkanisiert und ist damit ein künstlich erzeugtes Produkt.

Glasklar ist die Sache hingegen bei synthetischem Kautschuk / Gummi, welcher aus Erdöl hergestellt ist und dem oft eine Vielzahl von Zusatzstoffen (wie Weichmacher, Alterungsschutzmitteln oder Flammschutzmitteln, etc.) zugesetzt werden und es sich also eindeutig um einen Kunststoff handelt.

12. Ist Latex vegan?

Ja, Latex ist als Milchsaft von Pflanzen ein veganes Produkt. Dabei ist es egal, ob es sich um Latex von Kautschukbäumen oder anderen Pflanzen handelt.

Es werden weder bei seiner Gewinnung noch Weiterverarbeitung zu Naturkautschuk oder Gummi tierische Inhaltsstoffe verwendet oder anderweitig Tieren Leid zugefügt.

Gleiches gilt übrigens auch für künstlich hergestellte Latex-Produkte, solange bei ihnen keine Tierversuche zum Einsatz kamen.

13. Ist Latex schädlich für die Haut?

Der Latex einiger Pflanzen ist giftig und sollte somit nicht auf die Haut gelangen.

Beispielsweise können die Giftstoffe des Eisenhutes sogar durch unversehrte Haut aufgenommen werden.

Der Milchsaft einiger Pflanzen, etwa von Wolfsmilch, wird zur Verätzung von Warzen oder Behandlung von Hautkrankheiten verwendet – was aufgrund der Giftigkeit des Latex jedoch nur von Experten durchgeführt werden sollte.

Die meisten Latexprodukte sind unschädlich bei Hautkontakt, solange es sich um Naturkautschuk ohne potentiell schädliche Zusatzstoffe handelt.

Allerdings haben 3-20% aller Menschen eine Latex-Allergie – vor allem unter jenen, die oft mit Latexprodukten in Kontakt kommen (etwa Ärzte und Personal im Medizinbereich).

Eine Latex-Allergie äußert sich meist durch Hautrötung oder Juckreiz, kann aber auch schwerere allergische Reaktionen auslösen.

Eine Alternative für Betroffene sind Produkte aus synthetischem Latex (Kunstkautschuk) oder aus Kautschuk anderer Pflanzen (etwa Guayule).

14. Ist Latex Silikon?

Nein, Latex hat als Milchsaft von Pflanzen mit Silikon absolut nichts zu tun.

Selbst wenn man Latex als umgangssprachliche Bezeichnung für Kautschukprodukte versteht, hat Latex dennoch nichts mit Silikon gemein (mehr über Silikon erfährst du hier).

Lediglich einige Endprodukte können für Verwirrung sorgen, da beide Produkte ähnliche elastische Eigenschaften aufweisen.

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