Kristallsoda wird oft als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Reinigungsprodukten präsentiert.
Die Verwendung von Kristallsoda ist zwar besser für die Umwelt als Reinigungsmittel, die giftige Inhaltsstoffe enthalten – doch das bedeutet nicht, dass Kristallsoda komplett umweltfreundlich ist.
Das Hauptproblem ist, dass der Prozess der Herstellung von Soda-Asche umweltschädlich ist.
Was du über die Umweltauswirkungen von Kristallsoda wissen solltest, erfährst du jetzt.
1. Woraus besteht Kristallsoda?
Kristallsoda sind kristallisierte Salze der Kohlensäure.
Genauer gesagt handelt es sich um Natriumcarbonat-Decahydrat, die kristallisierte Form von Natriumcarbonat (auch Soda oder Soda-Asche genannt).
Kristallsoda entsteht, wenn Natriumcarbonat in Wasser gelöst wird und Kristalle bildet – deshalb wird Kristallsoda manchmal auch als Sodakristalle bezeichnet.
2. Ist Kristallsoda dasselbe wie Backsoda?
Kristallsoda ist nicht dasselbe wie Backsoda, aber die beiden Substanzen sind sich ein Stück weit ähnlich.
Backsoda ist Natriumbicarbonat (auch Natron genannt), während es sich bei Kristallsoda um Natriumcarbonat-Decahydrat handelt.
Obwohl die Namen ähnlich sind, handelt es sich nicht um dieselben chemischen Verbindungen.
Kristallsoda wird durch die Summenformel Na₂CO₃ symbolisiert, während Backsoda als NaHCO₃ dargestellt wird.
Backsoda enthält also Wasserstoff, während Kristallsoda dies nicht tut.
Kristallsoda ist mit einem pH-Wert von etwa 11 auch viel alkalischer als Backpulver mit einem pH-Wert von 8.
Während Backsoda namensgemäß oft zum Backen verwendet wird, solltest du Kristallsoda keinesfalls als Ersatz verwenden.
Kristallsoda ist nicht für den Verzehr geeignet – weder für Menschen noch für Tiere.
3. Ist Wasch-Kristallsoda umweltfreundlich?
Der Reiz von Kristallsoda besteht darin, dass sie bei ihrer Verwendung als weniger umweltschädlich gilt als viele kommerzielle Reinigungsprodukte.
Beispielsweise enthalten viele Reinigungsprodukte künstliche Farb- und Duftstoffe, die Umweltverschmutzung verursachen.
Kommerzielle Reinigungsprodukte können zudem giftige Materialien wie Benzalkoniumchlorid oder Cetrimoniumbromid enthalten.
Ein weiteres Beispiel sind Kapseln für die Waschmaschine, die giftige Inhaltsstoffe enthalten können und ein Großteil der PVA-Folie um sie herum selbst im Klärwerk nicht abgebaut wird.
Bei der Verwendung von Kristallsoda in der Spülmaschine, Waschmaschine oder bei der Reinigung von Abflüssen wird diese normalerweise in Kläranlagen neutralisiert.
In dieser Hinsicht ist Kristallsoda also umweltfreundlich, da sie keine schädlichen Inhaltsstoffe enthält und nicht mit PVA oder anderen Kunststoffen beschichtet ist.
Obwohl Kristallsoda eine vergleichsweise umweltfreundliche Reinigungsoption darstellt, hat sie dennoch Auswirkungen auf die Umwelt – dies betrifft vor allem ihren Herstellungsprozess.
Kristallsoda besteht aus Natriumcarbonat, das oft als Soda-Asche bezeichnet wird.
Soda wiederum wird normalerweise aus dem Bergbau gewonnen oder im sogenannten Solvay-Verfahren hergestellt.
Dieser chemische Prozess erzeugt Natriumcarbonat, indem zunächst Kalkstein verwendet wird, um Kohlendioxid freizusetzen. Das CO2 reagiert dann mit Ammoniak in Sole, um Kristallsoda zu erzeugen.
Im Jahr 2021 wurden 17 Tg (Teragramm) Soda-Asche in Minen gewonnen und 42 Tg nach dem Solvay-Verfahren hergestellt. Ein Teragramm sind eine Milliarde Kilogramm.
Weder der Abbau noch der Solvay-Prozess sind gut für die Umwelt.
Obwohl kristallierte Soda auch in Seesole oder der Asche einiger Pflanzenarten zu finden ist, wird sie selten auf diese Weise gewonnen.
Der Bergbau ist extrem umweltschädlich und verursacht rund 8% der Treibhausgasemissionen weltweit. Dieser Prozess beinhaltet den Abbau von Trona-Erz, das in Soda umgewandelt wird.
Der Abbau von Trona-Erz kann zudem Methan freisetzen, das für die Umwelt schädlich ist, da es ein stärkeres Treibhausgaspotential als Kohlendioxid hat.
Der Abbauprozess ist auch physisch schädlich für die Umwelt, da Land gerodet wird, um das Minengelände zu schaffen, was bereits bestehende Ökosysteme zerstört.
Der Kalkstein für das Solvay-Verfahren wird normalerweise durch Sprengen gewonnen.
Beim Sprengen werden Staub und Dämpfe freigesetzt – der Staub kann das umgebende Ökosystem belasten, wenn er sich auf Pflanzen absetzt und ihre Photosynthese einschränkt.
Diese Pflanzen verwelken entweder oder können sich nicht mehr vermehren, was sich auf Bestäuber und Pflanzenfresser auswirkt, denen weniger Nahrung bleibt.
Auch die Vibrationen und die Lärmbelästigung sind schädlich für die Gesundheit von Arbeitern und Tieren und können zu Hörverlust führen und Stress verursachen.
Der Lärm und die Vibrationen stören auch die Räuber-Beute-Beziehungen, da sich Räuber und Beute nicht mehr richtig hören können.
Das Solvay-Verfahren ist außerdem sehr energieintensiv und verursacht somit einen großen CO2-Fußabdruck.
Bei etwa 760 Gg (Gigagramm) Soda, die jährlich mit dieser Methode hergestellt werden, werden 210 Gg CO2 pro Jahr freigesetzt. Ein Gigagramm sind eine Million Kilogramm.
Es wird daran geforscht, die mit der Solvay-Methode verbundenen Emissionen zu verringern und durch Änderungen am Prozess die Emissionen möglicherweise um ca. 7,9 Gg reduzieren zu können.
4. Ist Kristallsoda giftig?
Kristallsoda ist nicht giftig, aber wie bereits erwähnt, darfst du sie beim Backen nicht als Ersatz für Backsoda (Natron) verwenden.
Untersuchungen zu Natriumcarbonathydraten (was Kristallsoda ist) ergaben, dass diese Verbindungen eine geringe akute Toxizität aufweisen.
5. Ist Kristallsoda biologisch abbaubar?
Ja, Kristallsoda ist biologisch abbaubar.
Sie kann allerdings Moose und Algen abtöten. Natürlich kannst du sie auch spezifisch für diesen Zweck einsetzen, etwa bei der Reinigung des Gartens.
Dies bedeutet jedoch, dass Kristallsoda sich auf die umgebende Pflanzenwelt auswirkt, wenn sie in der Natur entsorgt wird.
Aus diesem Grund – und weil Kristallsoda antibakteriell ist – wird sie normalerweise nicht über den Kompost oder Biomüll entsorgt, da sie den Kompostierungsprozess beeinträchtigen würde.
Stattdessen solltest du Kristallsoda in der Regel über die Restmülltonne entsorgen.
6. Ist Kristallsoda nachhaltig?
Kristallsoda ist nicht komplett nachhaltig.
Sie enthält zwar keine schädlichen Inhaltsstoffe – im Gegensatz zu einigen anderen Reinigungsprodukten.
Insofern sind die direkten Auswirkungen auf die Umwelt durch die Verwendung von Kristallsoda sehr gering.
Die größte Belastung bei Kristallsoda liegt im Herstellungsprozess begründet.
Insbesondere der Solvay-Prozess ist nicht nachhaltig, da Kalkstein nicht erneuerbar ist, ebenso wenig wie Trona-Erz.
Zwar kann Soda auch in Mineralseen als Natrit in sogenannten Sodaseen vorkommen – etwa in Nordafrika, der Türkei oder Kalifornien. Allerdings wird sie eher selten auf diese Weise gewonnen.
Stattdessen sind der Abbauprozess und der Solvay-Prozess nicht nachhaltig, da sie beide einen hohen CO2-Fußabdruck haben und die Umwelt direkt schädigen.
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