Karton wird vor allem als Verpackungsmaterial häufig verwendet und hat den Ruf, besonders umweltfreundlich zu sein.
Doch stimmt das wirklich?
Tatsächlich ist Karton im Großen und Ganzen ein sehr umweltfreundliches Material, weil es aus nachwachsenden, natürlichen Rohstoffen hergestellt wird und zudem oft wiederverwendet werden kann.
Allerdings ist auch Karton nicht perfekt – und so gibt es einige Punkte, die du wissen solltest.
1. Ist Karton Papier?
Ja, Karton wird im Wesentlichen genau wie andere Papierarten hergestellt und ist letztendlich besonders dickes, meist mehrschichtiges Papier.
Insofern ist Karton auch dem ebenfalls sehr robusten Kraftpapier nicht unähnlich.
Weil Karton oft mehrlagig ist, werden dabei mehrere Schichten Papier – teils sogar aus verschiedenen Rohstoffen – ohne Kleber zusammengepresst.
Besonders fester, widerstandsfähiger Karton kann deshalb relativ einfach hergestellt werden, indem weitere Lagen Papier aufgetragen werden.
Karton bewegt sich in der Grammatur zwischen 150 – 600 g/m² – insofern zählen die dünnsten Kartonvarianten technisch gesehen zu den Papieren und die schwereren Sorten sogar zur Kategorie von Pappe.
2. Wird Karton umweltfreundlich hergestellt?
Bei der Herstellung von Karton wird zunächst das Altpapier von Fremdstoffen wie Plastik, Heftklammern etc. befreit.
Anschließend wird es zerkleinert und dann es in heißem Wasser unter Zugabe von Chemikalien (zum Entfernen der Tinte) mehrfach gewaschen, bevor dieser wässrigen Masse frischer Zellstoff (meist aus Holz) hinzugefügt wird.
Bei den folgenden Verarbeitungsschritten (Endloslaufband, Trocknung, Schneiden, etc.) wird ca. 95% der Wassers aus diesem wässrigen Zellstoffbrei wieder entfernt und als Abwasser gesammelt.
Dieses Wasser wird in Deutschland, Europa und den meisten westlichen Ländern entweder in einem geschlossenen Kreislauf wiederverwendet, oder (in dein meisten Fällen) aufwendig gereinigt, bevor es an die lokalen Kläranlagen geleitet wird.
Insofern entsteht durch die Abwässer heutzutage in Ländern mit entsprechenden Umweltstandards keine Abwasserverschmutzung mehr durch die Papierindustrie.
Ein weiterer Aspekt der Papierherstellung ist der sehr hohe Energieverbrauch, der sich zwar in den letzten Jahrzehnten bereits stark verringert hat, die Papierindustrie allerdings immer noch zu den energieintensiven Industrien zählt.
In Deutschland werden mittlerweile jedoch fast 50% des Energiebedarfs der Papierproduktion aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt.
Bestimmte moderne Verfahren zur Chemikalienrückgewinnung sind sogar in der Lage, den kompletten Energiebedarf der Papierproduktion zu decken und sogar einen Energieüberschuss zu produzieren, der ins Stromnetz eingespeist werden kann (mehr dazu hier).
3. Besteht Karton aus Altpapier?
Ja, Karton besteht praktisch immer auch aus Altpapier – allerdings muss das verwertete Altpapier auch immer mit frischem Zellstoff vermischt werden.
Der Grund, warum Karton (genau wie anderes Papier) nicht vollständig aus Altpapier hergestellt werden kann, liegt in der zunehmenden Verkürzung der Fasern bei jeder Aufbereitung von Altpapier.
Diese immer kürzer werdenden Fasern verbinden sich nämlich immer schlechter und letztendlich gar nicht mehr miteinander, weshalb daraus kein stabiles Papier mehr produziert werden könnte.
Der Anteil von Altpapier in der Papierherstellung ist in Deutschland mittlerweile bei ca. 80% angelangt, nachdem er Anfang der 90er noch bei unter 50% lag.
Aufgrund des eben beschriebenen Problems der Faserverkürzung gehen Experten davon aus, dass sich der erreichte Altpapier-Anteil von 80% kaum noch steigern lässt.
4. Ist Karton biologisch abbaubar?
Ja, grundsätzlich ist Karton genau wie andere Papiersorten (z.B. Kraftpapier) problemlos biologisch abbaubar.
Da es praktisch ausschließlich aus Zellstoff – also Pflanzenfasern – und Altpapier besteht, zersetzen Mikroorganismen es relativ schnell, vollständig und schadstofffrei.
Allerdings beinhaltet Karton unter Umständen zu einem kleinen Teil Zusatzstoffe wie Farb- oder Leimstoffe, die möglicherweise nicht oder nur langsam biologisch abbaubar sind.
5. Ist Karton kompostierbar?
Generell ist Karton kompostierbar, da es sich bei der Kompostierung schlichtweg um menschengesteuerten biologischen Abbau handelt, und Karton biologisch abbaubar ist.
Solange es sich also um unbehandelten – und vor allem unbeschichteten – Karton handelt, würde er sich sogar auf dem heimischen Kompost zersetzen.
Und so hast du vermutlich schon gehört oder gelesen, dass Karton teilweise im heimischen Garten als Mulchmaterial genutzt oder kompostiert werden kann.
Allerdings ist es generell nicht empfehlenswert, Karton über den Kompost zu entsorgen oder anderweitig im Garten zu nutzen, aus folgenden Gründen:
Zum einen enthält Karton – genau wie praktisch jedes Papier – immer auch zu einem kleinen Teil andere Zusatzstoffe, Chemikalien, Bindemittel oder Verunreinigungen durch das Altpapier (z.B. Druckertinte).
Derartige Substanzen sind einerseits unter Umständen nicht oder nur schlecht kompostierbar, und andererseits möchtest du deine Kompost- oder Gartenerde damit sicher nicht verunreinigen.
Zum anderen ist der Rohstoff Karton viel zu wertvoll, um in verrotten zu lassen. Wenn du ihn über das hervorragend funktionierende Altpapiersystem entsorgt, können aus dem Karton noch viele Male andere Papierprodukte hergestellt werden.
Dadurch müssen weniger Bäume gefällt, weniger Wasser und weniger Energie in der Papierherstellung eingesetzt werden – aus Umweltgründen solltest du Karton also immer wiederverwenden oder über die blaue Tonne entsorgen.
6. Ist Karton nachhaltig?
Besonders im Vergleich zu seinen Alternativen aus Kunststoff ist Karton tatsächlich ein sehr nachhaltiges Produkt.
Zum einen besteht Karton zu fast 80% aus Altpapier, was einen annährend geschlossenen Wertstoffkreislauf darstellt, und außerdem deutlich den Einsatz von frischem Holz reduziert.
Darüber hinaus besteht Karton wie alle Papierarten größtenteils aus Zellstoff, was aus nachwachsenden, natürlichen Rohstoffen gewonnen wird.
Solange sie Verwendung finden, binden Papierprodukte zudem CO2 in sich (erst bei Zersetzung oder Verbrennung geben sie es frei).
In Deutschland sowie in praktisch allen Ländern Europas angebautes Holz stammt zudem aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, für die so gut wie nie Naturwälder gerodet wurden.
Weil Karton bis zu sieben Mal recycelt werden kann, findet einmalig hergestelltes Material sehr lange und in verschiedenen Papierprodukten Verwendung – und ganz am Ende seiner Lebenszeit ist es vollständig biologisch abbaubar, ohne die Umwelt oder Meere zu verschmutzen.
Auf der anderen Seite verbraucht die Papierindustrie aber auch enorme Mengen an Energie, die zwar in den letzten 50 Jahren um fast 70% gesenkt wurde, aber nichtsdestotrotz mit 2.600 kWh pro Tonne erheblich zu Buche schlägt.
Deshalb zählt die Papierindustrie übrigens zu den besonders energieintensiven Industrien – wobei mittlerweile ca. die Hälfte ihres Energieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird.
Zu guter Letzt ist auch der sehr hohe Wasserverbrauch in der Papierherstellung ein Faktor, der eher negativ in die Umweltbilanz eingeht und bei ca. 7 Litern pro kg Papier liegt (wobei er vor 70 Jahren noch bei 50 Litern pro kg lag).
Aufgrund strenger Regularien, gesetzlicher Vorschriften und steigender Kosten investieren die Papierfabriken stetig in Technologien zur Abwasserreinigung und -reduzierung.
Es gibt mittlerweile sogar schon Papierhersteller, die ihren Wasserkreislauf komplett geschlossen haben, was aus Umweltsicht sehr vorteilhaft ist – der Großteil der Fabriken leitet sein vorgereinigtes Abwasser an die lokalen Kläranlagen.
7. Ist Karton recycelbar?
Absolut, Karton ist hervorragend recycelbar – damit er aber auch wirklich recycelt wird, muss er korrekt über das Altpapier entsorgt werden.
Karton kann drei bis sieben Mal wiederverwertet werden, um daraus neue Papierprodukte herzustellen, wobei die darin enthaltenen Pflanzenfasern jedes Mal kürzer werden und deshalb mit frischem Zellstoff vermischt werden.
Nicht recycelt wird mit Lebensmitteln oder anderen organischen Substanzen verschmutzter Karton.
8. Ist Karton besser als Plastik?
„Besser“ hängt davon ab, was wir genau damit meinen – für die Umwelt ist Karton praktisch immer vorteilhafter, da er aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt wird, anders als das Erdölprodukt Kunststoff.
Auch die Erdölförderung und Raffinierung sowie darauffolgende Plastikherstellung setzt eine Menge meist giftiger Chemikalien ein oder produziert schädliche Abfallprodukte – was in der Papierproduktion nicht oder weitaus weniger der Fall ist.
Außerdem lässt sich Karton sehr oft wiederverwenden und trägt grundsätzlich auch nicht zur Umweltverschmutzung bei, da er problemlos und vollständig biologisch abbaubar ist – im Gegensatz zu Plastik.
Auf der anderen Seite eignet sich aber natürlich Plastik aufgrund seiner Eigenschaften für bestimmte Einsatzzwecke deutlich besser – wenn es beispielsweise auf Wasser- oder Fettbeständigkeit ankommt.
9. Wie entsorge ich Karton richtig?
Karton solltest du stets über die blaue Tonne als Altpapier entsorgen, weil er nur so für die Herstellung von neuem Papier wiederverwendet werden kann.
Achte lediglich unbedingt darauf, dass der Karton nicht verunreinigt ist, da sonst unter Umständen die ganze Ladung Altpapier unbrauchbar wird.
Zu solchen Verunreinigungen zählen beispielsweise Lebensmittelreste (z.B. Pizzakartons) oder sonstige Fett- oder Ölverschmutzungen.
Auch andere Bestandteile am Karton, wie Aufkleber, Metallteile, Verpackungsmaterial aus Kunststoff sowie mit Plastik beschichteter Karton dürfen nicht ins Altpapier.
10. Ist Karton Sperrmüll?
In aller Regel dürfen Wertstoffe wie Karton, Papier oder Pappe nicht über den Sperrmüll entsorgt werden, sondern über das Altpapier.
Solltest du aber einen besonders großen Karton haben, der sich nicht einfach zerteilen lässt und nicht in die Altpapiertonne passt, rufst du am besten bei deinem lokalen Entsorger an.
Eventuell kannst du den Karton auch zu deinem Wertstoff- oder Recyclinghof vor Ort bringen oder abholen lassen.
11. Ist Karton giftig?
In den meisten Anwendungsfällen ist Karton ein völlig unbedenklicher Werkstoff und Verpackungsmaterial, von dem keine Gesundheits- oder Umweltgefahr ausgeht.
Allerdings wurde bereits mehrfach nachgewiesen, dass in Karton- und anderen Papierverpackungen möglicherweise gefährliche Stoffe enthalten sein und auf Lebensmittel übergehen können.
Zu diesen Schadstoffen zählen vor allem Mineralölbestandteile wie aromatische Kohlenwasserstoffe oder Weichmacher, die krebserregend wirken und das Erbgut schädigen können.
In das Papier und den Karton gelangen diese Chemikalien praktisch immer über das Altpapier, wo sie vor allem in der Druckertinte von Zeitungen, Magazinen und Kassenzetteln enthalten sind.
Insofern ist es empfehlenswert, den Karton wenn möglich nicht mit Lebensmitteln in Kontakt zu bringen oder diese in einen anderen Behälter umzufüllen (z.B. Nudeln, Reis, Cerealien, etc.), weil die flüchtigen organischen Kohlenwasserstoffe aus dem Papier nachweislich ausdünsten und sich in den Lebensmitteln anreichern können.
Zudem ist nachgewiesen, dass diese Stoffe sich sowohl beim Menschen als auch in Tieren in den inneren Organen anreichern.
Deshalb solltest du auch darauf achten, dass deine Haustiere (Hund, Katze, Kaninchen, Hamster, etc) nicht an Karton oder anderen Papierprodukten lecken und diese nicht fressen.
Die Industrie versucht das Problem zu lösen, indem sie den direkten Kontakt von Karton oder Pappe mit Lebensmitteln durch Plastikbarrieren zu verhindern versucht.
Weil das aber ebenfalls keine nachhaltige oder umweltfreundliche Alternative ist, scheint die einzig sinnvolle langfriste Lösung zu sein, die derzeit verwendete Druckertinte (mit ihren gefährlichen Chemikalien) durch unschädliche, pflanzenbasierte Druckertinte zu ersetzen.
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