Plastik – eine Gefahr für deine Gesundheit? (überraschende Fakten)

faktengeprüft

bunte Plastikbecher

Kunststoff ist nicht nur ein riesiges Problem für unsere Umwelt, sondern steht auch seit Jahren in Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein – mit immer mehr Studien, die das belegen.

Und dennoch:

Wir trinken aus Plastikflaschen und bewahren unsere Lebensmittel in Plastikdosen oder Folien auf. Wir wohnen in Räumen, die mit Bodenbelägen und Tapeten oder Farben aus Kunststoff eingerichtet sind.

Telefone, Ladekabel, Lenkräder, Trinkflaschen, Becher, Tastaturen – fast alles, was wir anfassen, besteht aus Kunststoff.

Es ist unstrittig, dass wir von Plastik umgeben sind und es über Nahrung, Atemluft und Haut regelmäßig in unseren Körper aufnehmen.

In diesem Beitrag sehen wir uns genauer an, wie groß die Gefahr durch Plastik wirklich ist, was die Wissenschaft dazu sagt und welche Kunststoffe du besser meiden solltest.

Außerdem bekommst du praktische Tipps, die dir im Alltag helfen, deine Gesundheit und Umwelt zu schützen.

Auf geht’s 🙂 !

Was macht Kunststoff ungesund oder gefährlich?

Es gibt Kunststoffe, die für den Lebensmittelbereich und die Pharmazie zugelassen sind, weil sie als gesundheitlich unbedenklich gelten (z.B. Polypropylen).

Andererseits ist mittlerweile hinreichend nachgewiesen, dass Polyvinylchlorid (PVC) für Mensch und Umwelt äußerst giftig ist.

Wie du siehst, darf beim Thema Plastik also nicht alles in einen Topf geworfen werden – denn Plastik ist nicht gleich Plastik. Tatsächlich ist oft nicht der verwendete Kunststoff an sich das Problem, sondern dessen Zusatzstoffe.

Flüchtige Zusatzstoffe bergen Gefahren

Weichmacher, UV-Stabilisatoren, Flammschutzmittel und diverse weitere zugesetzte Chemikalien sollen dem Kunststoff die gewünschten Eigenschaften verleihen.

Das Problem dabei ist, dass diese Zusatzstoffe nicht fest und dauerhaft an den Kunststoff gebunden sind. Bei Kontakt mit Haut und Lebensmitteln gehen sie in diese über.

Oftmals verflüchtigen sich die Zusatzstoffe auch einfach allmählich in die Umgebungsluft und wir atmen sie dann ein.

Dabei gibt es Kunststoffe, die mehr, weniger (oder gar keine) der bedenklichen Zusatzstoffe enthalten.

Sehen wir uns einmal an, welche die am besten erforschten Substanzen sind, die als bedenklich gelten.

Weichmacher – Phthalate & Co.

Weichmacher heißen deshalb so, weil sie eigentlich harten und spröden Kunststoff elastisch und weich machen. Oftmals machen sie das Produkt überhaupt erst verwendbar. Unflexible Gummistiefel oder harte Luftmatratzen wären sicher nicht sonderlich beliebt.

Die mit Abstand am meisten verbreitete Gruppe der Weichmacher sind Ester der Phthalsäure – auch Phthalate genannt. Allein in Westeuropa werden jährlich 1 Million Tonnen an Phthalaten produziert.

Es gibt nicht „den einen“ Weichmacher, sondern eine ganze Reihe von Chemikalien, die für diesen Zweck verwendet werden. Manche davon sind schädlicher für Gesundheit und Umwelt als andere.

90% davon werden in PVC-Produkten verwendet, z.B. Folien, Tapeten, Bodenbelägen, Schläuchen, Kabeln, etc. Weitere Kandidaten, die möglicherweise Weichmacher enthalten, sind:

  • Weiches Kinderspielzeug
  • Luftmatratzen
  • Gummistiefel
  • Klebstoffe
  • Lacke
  • Farben
  • u.v.m.

Wie du erkennen kannst, ob ein Produkt Weichmacher enthält, dazu kommen wir später in diesem Artikel.

Wie gefährlich sind Phthalate?

Viele Verbindungen der Phthalate gelten als gesundheitsschädlich und werden unter anderem mit:

in Verbindung gebracht. Aus diesem Grund stehen aus der Familie der Phthalate gleich mehrere Substanzen auf der Liste der „besonders besorgniserregenden Stoffe“ der Europäischen Union – unter anderem die Phthalate DEHP, DBP und BBP.

DEHP beispielsweise war lange Zeit der am meisten verwendete Weichmacher unter den Phthalaten. Seitdem seine fortpflanzungsschädigende Wirkung öffentlich bekannt wurde, hat sich die Politik zum Handeln gezwungen gesehen – und deren Einsatz in bestimmten Produkten verboten – z.B. in Kinderspielzeug und Babyartikeln.

In vielen anderen Produkten ist der Einsatz aber nach wie vor erlaubt – wenn auch teils nur unter Nachweis der Einhaltung bestimmter Grenzwerte.

Problematische Ersatz-Weichmacher

Seit diesem Verbot von DEHP in bestimmten Produkten verwendet die Industrie verstärkt Ersatz-Weichmacher wie DINP und DIDP. Diese beiden Ersatz-Phthalate sind mittlerweile die in Westeuropa am meisten verwendeten Phthalate. Sie gelten als „toxikologisch weniger bedenklich“.

Tatsächlich sind diese Ersatzstoffe aber alles andere als unbedenklich (und DEHP chemisch sehr ähnlich). So steht bei DINP und DIDP beispielsweise eine leberschädigende Wirkung im Vordergrund, die in Tierversuchen bereits nachgewiesen wurde.

Und eine weitere Erkenntnis setzt sich immer mehr durch: die von der EU festgelegten Grenzwerte und Gefahreneinschätzungen beziehen sich immer nur auf einzelne, isoliert betrachtete Chemikalien.

Dabei wird aber immer klarer, dass stattdessen die Wechselwirkung – insbesondere von sehr ähnlichen Substanzen – betrachtet werden sollte, weil sich deren Wirkung addieren kann. Es ist bereits nachgewiesen, dass die Aufnahme mehrerer Chemikalien teils schädlicher ist als die einzelner Substanzen.

Über welche Wege kommen wir mit Weichmachern in Kontakt?

Die Hauptaufnahmequelle für den Menschen stellt die Nahrung dar. Fast alle unsere Lebensmittel befinden sich in Folien, Plastikbehältern, Kunststoffverpackungen oder beschichteten Konserven, aus denen die Weichmacher in die Nahrung übergehen.

In wie fern unser Trinkwasser eine Quelle für Weichmacher ist, hängt in erster Linie davon ab, aus welchen Gefäßen wir es zu uns nehmen. Plastikfreie Trinkflaschen helfen dabei, nicht auch noch über das Wasser zusätzlich Weichmacher aufzunehmen.

Ein weiterer Aufnahmeweg ist über die Atemluft. Besonders in geschlossenen Räumen verflüchtigen sich die Weichmacher beispielsweise aus Bodenbelägen, Tapeten oder Wandfarben und reichern sich in der Raumluft an. Aber auch die Innenraumluft in Autos ist durch deren hohen Kunststoffanteil oftmals belastet.

Außerdem gelangen Weichmacher auch über Hautkontakt regelmäßig in unseren Körper. Weit verbreitet – und besonders leicht löslich – sind Phthalate beispielsweise in Thermopapier, welches für Kassenbons, Eintrittskarten, Rechnungen usw. verwendet wird. Aber auch in vielen Kosmetikprodukten sind sie enthalten.

Wie stark sind wir mit Weichmachern belastet?

Das Umweltbundesamt überwacht in regelmäßigen Studien die Belastung der deutschen Bevölkerung mit Phthalaten. Falls du nicht die komplette Studie lesen möchtest, findest du hier die wesentlichen Ergebnisse zusammengefasst:

  • In praktisch allen Urinproben wurden Abbauprodukte der Weichmacher gefunden – sprich alle Kinder und Erwachsenen sind mit Phthalaten belastet
  • Diese Ergebnisse sind konsistent mit ähnlichen Studien anderer Industrieländer – die Belastung mit Weichmachern ist also kein nationales Problem
  • Kinder (insbesondere Kleinkinder) sind oft besonders stark belastet, stärker als Jugendliche oder Erwachsene – vermutet wird, weil Kinder mehr Gegenstände in den Mund nehmen
  • Bei einem Teil der Kinder war die Belastung so hoch, dass eine Gesundheitsschädigung nicht mehr auszuschließen ist
  • Seit den 1990 Jahren ist die Belastung mit einigen Phthalaten (z.B. DEHP) gesunken, während die Belastung mit Ersatz-Phthalaten (z.B. DINP) sich vervielfacht hat
  • zu der Belastung der untersuchten Weichmachern kommt die Belastung mit vielen anderen (nicht untersuchten) Weichmachern mit ähnlicher Wirkung, die das Gesundheitsrisiko erhöhen

Bisphenole – BPA und andere hormonelle Substanzen

Anti-Baby-Pille mit hormoneller Wirkung
BPA wirkt dem menschlichen Hormon Östrogen sehr ähnlich (Foto: Simone van der Koelen)

Bisphenol-A  (oft als BPA abgekürzt) wird oft in Zusammenhang mit Weichmachern genannt, dabei ist BPA eigentlich gar kein Weichmacher. Es wirkt aber als Antioxidationsmittel für Weichmacher und wird deshalb oft Kunststoffen zugesetzt, die auch Weichmacher enthalten.

Bisphenole (und damit auch BPA) sind sogenannte Endokrine Disruptoren – auch als Umwelthormone bezeichnet. Da sie dem menschlichen Hormon Östrogen so ähnlich sind, schädigen sie unsere Gesundheit auf vielfältige Weise, wie die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie berichtet.

Diese hormonähnlichen Substanzen bringen unser fein ausbalanciertes Hormonsystem aus dem Gleichgewicht, mit den unterschiedlichsten Folgen. Dazu zählen u.a. Unfruchtbarkeit, hormonabhängige Tumore, Übergewicht, Diabetes und Entwicklungsstörungen bei Kindern.

In welchen Produkten ist BPA enthalten?

BPA ist seit den 50er Jahren chemischer Grundbaustein der nach wie vor äußerst verbreiteten Polycarbonat-Kunststoffe und Epoxidharze.

Über lange Zeit wurden daraus beispielsweise Trinkflaschen – vor allem für Babys – hergestellt.

Zwar ist BPA in Baby-Trinkflaschen seit 2011 EU-weit verboten (und ein Jahr später auch in den USA), aber es findet sich dennoch nach wie vor in sehr vielen anderen Alltagsgegenständen. Und in allen Trinkflaschen, die nicht speziell für Babys sind, ist es auch weiterhin erlaubt.

Praktisch alle PVC-Produkte enthalten es, Thermopapiere (z.B. für Kassenbons), Plastikbehälter, Innenbeschichtungen von Konservendosen, Plastikgeschirr, Spielzeug, Kosmetika und vieles mehr.

Was ist mit als „BPA-frei“ gekennzeichneten Alternativen?

BPA steht wegen seiner fortpflanzungsschädigenden Wirkung für den Menschen auf der Liste der „besonders besorgniserregenden Stoffe“ der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA). Seit Januar 2018 wurde seine schädliche hormonelle Wirkung für Tiere und Umwelt in dieser Liste ergänzt.

Ab 2020 ist der Einsatz von BPA in Thermopapier verboten – das ist sicherlich ein guter Schritt für Mensch und Umwelt. Dennoch bleiben eine enorme Menge an Produkten, in denen BPA weiterhin verwendet wird und nicht reguliert ist. Mit 3,8 Millionen Tonnen weltweit ist es eine der am meisten hergestellten Chemikalien.

Um also auch weiterhin ihre Produkte verkaufen zu können – und weil BPA in der Öffentlichkeit ein schlechtes Image bekam – sucht die Industrie nach Ersatzstoffen.

„BPA-frei“ ist keinesfalls unbedenklich

Alternativen zum Bisphenol-A wurden schnell gefunden. Oftmals werden einfach Bisphenol-S (BPS),  Bisphenol-F (BPF) oder Fluoren-9-Diphenol (BHPF) verwendet. Insofern ist es zunächst korrekt, diese Produkte als „BPA-frei“ zu kennzeichnen.

Das Problem mit diesen Ersatzstoffen:

Diese Stoffe sind BPA chemisch sehr ähnlich und erfüllen deshalb quasi den gleichen Zweck. Sie sind jedoch deutlich weniger erforscht als BPA. In Zellversuchen zeigen sie jedoch vergleichbare schädigende Wirkungen wie BPA, teilweise sind sie sogar noch schädlicher, wie japanische und chinesische Forscher unlängst im weltweit renommiertesten Wissenschaftsjournal „Nature“ veröffentlichten.

Das wesentliche Problem mit BPA ist also seine hormonelle Wirkung – speziell seine Ähnlichkeit zum menschlichen Hormon Östrogen.

Insofern geht es uns doch also nicht wirklich um „BPA-freie“ Produkte, wenn darin Ersatzstoffe vorkommen, welche die gleiche hormonelle Wirkung haben wie BPA.

Stattdessen interessieren uns Produkte, die frei von sogenannten „östrogen-aktiven“ Substanzen sind. Nur dadurch vermeiden wir, eine hormonell aktive Substanz durch eine andere zu ersetzen und letztendlich nichts am ursprünglichen Problem zu ändern.

BPA-Ersatzstoffe ebenfalls hormonell aktiv

In diesem Sinne hatte bereits 2011 eine Gruppe von Forschern in den USA eine großangelegte Studie durchgeführt um herauszufinden, welche handelsüblichen Plastikprodukte hormonell aktive Substanzen abgeben.

Dabei untersuchten die Forscher über einen Zeitraum von 3 Jahren 455 Kunststoffprodukte, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen – darunter Trinkflaschen, Essensbehälter, Tüten, Folien, Verpackungen und viele mehr.

Die ausgewählten Produkte bestanden aus allen üblichen Kunststoffen, darunter Polycarbonat (PC), Polyethylenterephthalat (PET), Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polystyrol (PS). Unter all diesen Kunststoffen war nur von Polycarbonat bekannt, dass es BPA enthält.

Die Testprodukte wurden in der Praxis üblichen Beanspruchungen ausgesetzt, vor allem UV-Licht, Mikrowellenstrahlung und feuchter Hitze. Dabei interessierte die Forscher, ob die sich aus dem Kunststoff lösenden Substanzen eine „östrogen-aktive“ Wirkung haben – wie sie eben auch BPA hat.

Das Fazit der Studie:

Alle getesteten „BPA-freien“ Kunststoffe hatten eine nachweislich östrogene Wirkung – teilweise war die hormonelle Wirkung der BPA-Ersatzstoffe sogar stärker als die von BPA selbst.

Auch der BPA-freie Kunststoff „Tritan“ ist hormonaktiv

Seit 2007 wird der Kunststoff Tritan als Markenname von der US-Firma Eastman Chemicals als BPA-freie Alternative für das in Verruf geratene (BPA-haltige) Polycarbonat hergestellt und verkauft.

Viele Trinkflaschen und Lebensmittelbehälter (oft von bekannten Marken) bestehen daraus – und werben meistens stolz mit der Aufschrift „BPA-frei“.

Baby Trinkflasche
Auch „BPA-freie“ Trinkflaschen können hormonähnliche Zusatzstoffe enthalten (Foto: Rainier Ridao) 

Dabei gibt es mittlerweile mehr als genug Studien die belegen, dass Tritan (bzw. die verwendeten BPA-Ersatzstoffe) eine mindestens ebenso starke hormonelle Wirkung haben wie BPA.

Auch die Tatsache, dass Eastman Chemicals gegen die erste Firma (CertiChem), die darüber berichtete, gerichtlich klagte, konnte die Fakten nicht zurückhalten.

So kommentiert beispielsweise Dr. Thomas-Benjamin Seiler von der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) die Ergebnisse internationaler Forscher:

„Bedenklich ist, dass hohe BHPF-Werte für den Kunststoff Tritan gefunden wurden, das vermehrt für Kindertrinkgefäße eingesetzt und als BPA- und Phthalat-frei beworben wird.“

Kurzum: Auch Tritan ändert nichts an der Tatsache – sondern bestätigt diese vielmehr – dass Ersatzstoffe für BPA keinesfalls weniger problematisch sind als BPA selbst.

Wie kann ich erkennen, ob ein Produkt Schadstoffe enthält?

Da die Zusatzstoffe von Kunststoff in Deutschland und vielen anderen Ländern nicht kennzeichnungspflichtig sind, kannst du sie leider nicht einfach ablesen, wie etwa auf der Zutatenliste bei Lebensmitteln.

Auch kannst du Weichmacher und andere Schadstoffe weder sehen, noch riechen oder ertasten. Grundsätzlich lohnt sich bei weichen Kunststoffen immer herauszufinden, woraus sie bestehen. Weich-PVC beispielsweise enthält immer Weichmacher, lässt sich aber nicht ohne Weiteres von Silikon unterscheiden, was ohne Weichmacher auskommt.

Gemäß europäischem Chemiegesetz REACH hat jeder Verbraucher das Recht auf Auskunft durch den Hersteller. Dieser muss dir innerhalb von 45 Tagen kostenlos mitteilen, ob in dem Produkt gefährliche Stoffe enthalten sind.

Das ist zwar gut zu wissen, hilft aber nicht wirklich weiter, wenn du im Laden stehst und unsicher bist, ob ein Plastikprodukt Schadstoffe enthält oder nicht.

Helfen kann der Blick auf den Recyclingcode, der oft auf der Unterseite des Produktes angebracht ist. Dieser hilft beim Recycling der Materialien und gibt Aufschluss über die Art des Materials.

Für Kunststoffe gibt es 7 verschiedene Kategorien, die folgendermaßen aussehen (im Bild als Beispiel PET):

PET Recycling code

Recycling code für den Kunststoff PET (Bild: Von User: Tomia – Eigenes Werk, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=591680)

Dabei stehen die Zahlen und Buchstabenabkürzungen für folgende Kunststoffe:

  • 01: Polyethylenterephthalat (PET) – besser meiden (warum sehen wir uns weiter unten in diesem Artikel an)
  • 02: Polyethylen high density (PE-HD)
  • 03: Polyvinylchlorid (PVC) – meiden wie die Pest, hochgradig gesundheits- und umweltschädlich!
  • 04: Polyethylen low density (PE-LD)
  • 05: Polypropylen (PP)
  • 06: Polystyrol (PS) – auch als Styropor bekannt – enthält oft sehr giftige Additive – deshalb meiden
  • 07: Other (O) – in diese Sammelgruppe fällt unter anderem BPA-haltiges Polycarbonat (PC) – deshalb meiden

Vereinfacht gesagt kannst du dich an folgender Daumenregel orientieren: die einzigen halbwegs gesundheitlich unbedenklichen Kunststoffe sind PE und PP – also Code 02, 04 und 05.

Das ist zwar keine absolute Garantie, aber diese Kunststoffe können im Wesentlichen ohne Weichmacher oder andere Schadstoffe hergestellt werden.

Sind PET-Flaschen gesundheitsschädlich?

PET-Flaschen enthalten keine ungesunden Weichmacher und auch kein Bisphenol-A. Aber sind sie deswegen unbedenklich für unsere Gesundheit?

Du hast sicher schon bemerkt, dass Mineralwasser aus PET-Kunststoffflaschen manchmal leicht süßlich schmeckt – besonders nach längerer Lagerzeit (vor allem im Warmen oder direkten Sonnenlicht). Das liegt daran, dass PET mit der Zeit Acetaldehyd in die Flüssigkeit abgibt.

Acetaldehyd ist nachweislich gesundheitsschädlich und kann unter anderem das Herz schädigen und zu Leberzirrhose führen. Es ist übrigens auch das Abbauprodukt von (Trink-)Alkohol und maßgeblich verantwortlich für den Kater am nächsten Tag.

Es stimmt zwar, dass es auch in sehr geringen Mengen in Früchten oder Käse vorkommt. Und bei Plastikflaschen aus PET existieren Grenzwerte, wie viel Acetaldehyd in das Getränk übergehen darf. Gesund ist das Ganze trotz der Grenzwerte aber dennoch nicht.

Kaltentkeimung als Gefahrenquelle

Da PET-Flaschen vor der Befüllung nicht mit Hitze entkeimt werden können – wie z.B. bei Glasflaschen – kommt die sogenannte Kaltentkeimung mittels der Chemikalie DMDC zum Einsatz.

Dieser hochgiftige Stoff wird zwar vollständig in kurzer Zeit noch in der Flasche abgebaut, allerdings fällt dabei O-Methyl-Carbamat an, was nachweislich Krebs in Ratten auslöst. Es befindet sich deshalb auf der Liste der krebsauslösenden Stoffe von Kalifornien.

Hormonelle Beeinflussung möglich

Die eben erwähnte US-Studie hatte ja bereits eine hormonelle Wirkung auch von PET-Kunststoffprodukten nachgewiesen, auch wenn PET kein BPA enthält.

Und auch Forscher der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main haben mehrfach hormonell aktive Substanzen in PET-Flaschen nachgewiesen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung schließt sich den Ergebnissen der Frankfurter Forscher allerdings nicht an und sieht keine Notwendigkeit, den Verbrauchern einen Umstieg von PET- auf Glasflaschen zu empfehlen.

Weitere toxische Stoffe gehen aus PET in das Getränk über

Besonders „interessant“ ist mit Sicherheit dieses Interview von der Stiftung Warentest. Der generelle Eindruck und Tenor aus diesem Gespräch mit dem Ingenieur vom Fraunhofer Institut scheint zunächst Entwarnung für PET-Flaschen zu geben.

Aus unserer Sicht hat es aber besonders der letzte, harmlos klingende Absatz in sich:

„Auch andere Stoffe wie Ethylenglykol, Terepht­halsäure oder Antimon können – in unbe­denk­lichen Mengen – ins Mineral­wasser übergehen“

Was sind denn diese „anderen Stoffe“ genau?

Ethylenglykol ist ein Alkohol und für den Menschen giftig – die Dosis für eine lebensbedrohliche Vergiftung liegt beim Menschen bei 100 ml. Die Wirkung ist ganz ähnlich der einer Methanolvergiftung.

Terepht­halsäure ist leicht toxisch, kann Haut, Augen und Atemwege reizen und führte bei hohen Dosen mit Ratten zu Blasensteinen oder deren Tod.

Antimon ist ein Metall, welches hochgradig giftig ist – von den drei Substanzen wohl die potenziell gefährlichste.

Die Frage, ob wir diese Stoffe – wenn auch in noch so kleinen „unbedenklichen“ Mengen – regelmäßig zu uns nehmen wollen, kann jeder für sich selbst entscheiden. Insbesondere, weil es völlig schadstofffreie Alternativen zu PET-Flaschen gibt.

9 einfache Tipps, wie du dich vor Schadstoffen schützen kannst

Zum einen wäre das Beste, wo immer möglich auf Kunststoffe, die Schadstoffe enthalten könnten, zu verzichten. Das ist natürlich in unserer Plastikgesellschaft praktisch nicht umsetzbar.

Mit den folgenden Tipps kannst du allerdings einen stetigen Beitrag leisten, deine Gesundheit und Umwelt zu schützen:

  1. Meide auf jeden Fall PVC – das ist einer der gesundheitlich und ökologisch schädlichsten Kunststoffe überhaupt. Auch auf Polyurethan (PU), Polystyrol (PS) und Polycarbonat (PC) solltest du verzichten, da sie fast immer Schadstoffe enthalten.
  2. Wenn du schon Kunststoff kaufst, dann möglichst nur aus Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP). Diese gelten als unbedenklich, da sie fast immer ohne schädliche Zusatzstoffe auskommen.
  3. Fall nicht auf „BPA-freie“ Produkte herein – das ist eine trügerische Sicherheit. Wie du jetzt bereits weißt, sind fast alle BPA-Ersatzstoffe mindestens genauso schädlich.
  4. Meide typische Schadstoffquellen: Konservendosen (Innenbeschichtung enthält oft BPA), Einweg-Plastikflaschen, etc. zählen dazu. Nutze stattdessen lieber Glas oder Edelstahl.
  5. Ersetze Wegwerf-Plastikprodukte wie Besteck, Tassen, Becher, Behälter, Tüten usw. durch wiederverwendbare und unbedenkliche Alternativen wie Glas, Edelstahl, Keramik, Stoff, etc.
  6. Verzichte möglichst auf den Kontakt mit Thermopapier (also Kassenbons, Tickets, etc.), welches fast immer BPA enthält. An der Kasse also nur wenn wirklich nötig mitnehmen.
  7. Wenn nicht vermeidbar, dann entsorge das Thermopapier über den Restmüll, statt über den Papiermüll. So verhinderst du, dass BPA über recyceltes Papier beispielsweise als Drucker- oder Klopapier weiterverwendet wird.
  8. Wenn du dir nicht sicher bist, ob ein Produkt besorgniserregende Stoffe enthält, kannst du die vom Umweltbundesamt bereitgestellte smartphone app „scan4chem“ nutzen. Diese zeigt dir zwar leider nicht direkt die Inhaltsstoffe, aber erleichtert die Anfrage an den Hersteller.
  9. Vermeide beim Einkaufen unnötige Plastikverpackungen. Loses Obst, Gemüse etc. müssen nicht extra in einer Plastiktüte verpackt werden. Nutze lieber deine eigene, wiederverwendbare Tragetasche.

Fazit

Wir leben in einer Plastikwelt. Jeder von uns kommt täglich mit verschiedensten Kunststoffen in Kontakt. Hauptsächlich über unsere Nahrung, Haut und Atemluft nehmen wir eine Vielzahl von chemischen Bestandteilen und Zusatzstoffen auf, die sich aus den Kunststoffen lösen.

Wir basieren unser Verhalten derzeit auf der Annahme, dass diese regelmäßige Aufnahme von verschiedensten Chemikalien, von denen viele in Zell- und Tierversuchen erwiesenermaßen schädigend sind, keine Langzeitfolgen für unsere Gesundheit haben wird.

Dabei verlassen wir uns auf gesetzlich festgelegte Grenzwerte, die angeblich gesundheitlich unbedenklich seien („TDI – tolerable daily intake“ – nennt sich das dann). Diese Grenzwerte sind allerdings bekannterweise keine wissenschaftlich belegten, absolut verlässlichen Werte – sondern eher eine gut gemeinte Schätzung bzw. Ableitung.

Außerdem besteht über die Folgen der Wechselwirkungen der Substanzen untereinander absolute Ungewissheit – das geben selbst diejenigen zu, die Grenzwerte für einzelne Substanzen vorschlagen.

Ja, es stimmt natürlich, dass es ebenso keinerlei eindeutige Belege dafür gibt, ob, wann und welcher Mix an Chemikalien welche Probleme oder Krankheiten beim Menschen auslöst.

Aber:

Ist es nicht besser, im Zweifel auf der sicheren Seite zu sein?

Wenn du kein unnötiges Risiko eingehen willst, dann verzichte besser – wann immer möglich – zumindest auf die in diesem Beitrag genannten Kunststoffe, die nachweislich problematische Substanzen enthalten.

Indem du bewusst darauf achtest, auf welche Plastikprodukte du verzichten oder sie durch nachhaltige Alternativen ersetzen kannst, tust du nicht nur für deine Gesundheit, sondern auch für deine Umwelt etwas Gutes.

Wenn es Kunststoff sein muss (?), dann bevorzuge diejenigen, die wir dir weiter oben als halbwegs unbedenklich empfohlen haben.

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