Ist Polyethylen umweltfreundlich? 9 Fakten zu LDPE und HDPE

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Ist Polyethylen umweltfreundlich

Wir allen kennen und nutzen Polyethylen, oftmals in Form von HDPE und LDPE als Kunststoffverpackungen, Folien oder Tüten.

Polyethylen wird oft als „umweltfreundlicher“ Kunststoff angepriesen, da er als ungiftig und unbegrenzt recycelbar gilt.

Doch stimmt das wirklich?

Was du über die Umweltauswirkungen von Polyethylen wissen musst, erfährst du jetzt.

1. Was genau ist PE Kunststoff eigentlich?

LDPE ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung Low-Density Polyethylen und HDPE für High-Density Polyethylen.

Beide Kunststoffe sind damit Typen von Polyethylen (PE), dem bei Weitem am häufigsten verwendeten Kunststoff weltweit.

Knapp 40% der globalen Plastikproduktion entfallen auf Polyethylene, wovon 17% HDPE (High-Density PE) und der Rest LDPE und LLDPE (Linear Low-Density PE) ausmachen.

Im deutschen werden LDPE oftmals auch PE-LD und HDPE als PE-HD bezeichnet, was aber genau dasselbe wie die ursprünglich englischen Namen meint.

Im Gegensatz zu HDPE, was hauptsächliche für alle Arten von Plastikbehältern hergestellt wird, findet LDPE in erster Linie als Folien Verwendung.

Beispiele für LDPE Produkte sind Müllsäcke, Plastiktüten, Frischhaltefolien und Stretch-Folien sowie Folien und Abdeckungen in der Landwirtschaft.

Aus HDPE werden beispielsweise Kosmetikverpackungen, Trinkflaschen, Lebensmittelverpackungen, aber auch große Tonnen und Fässer hergestellt.

2. Wird Polyethylen umweltfreundlich hergestellt?

Nein, den Herstellungsprozess von Polyethylen kann man nicht als umweltfreundlich bezeichnen.

Zunächst ist der Rohstoff für die Polyethylen-Herstellung entweder Erdgas oder Rohöl, aus welchem Ethylengas gewonnen wird.

Dieses wird dann entweder im Hochdruck- oder Niederdruckverfahren polymerisiert – je nachdem, ob LDPE oder HDPE produziert werden soll.

Bei diesen Verfahren sind enorme Mengen Energie notwendig, da Drücke von bis zu 3.800 bar und Temperaturen von 200°C notwendig sind.

Zudem werden im Verfahren der sogenannten Lösungspolymerisation giftige, gesundheits- und stark wasserschädliche Katalysatoren wie Hexan oder Toluol verwendet.

Es ist zwar richtig, dass andere Kunststoffe wie etwa PVC noch weitaus mehr gefährliche Chemikalien benötigen – aber das macht die Herstellung von Polyethylen dennoch nicht umweltfreundlich.

3. Ist Polyethylen giftig?

Es gibt bisher keinerlei Hinweise darauf, dass HDPE oder LDPE gesundheitsschädlich oder giftig für Mensch oder Umwelt wären.

Tatsächlich gelten diese Polyethylene als völlig unbedenklich und lebensmittelecht und werden deshalb oft als Kunststoff verwendet, der direkt mit Lebensmitteln oder Trinkwasser in Kontakt kommt.

Anders als viele andere Kunststoffe (beispielsweise PVC oder auch Polycarbonat) enthält Polyethylen nämlich in der Regel keine Weichmacher wie etwa Bisphenole, die nachweislich gesundheitsschädlich und hormonell aktiv sind.

Zudem entstehen beim Verbrennen von Polyethylen auch keinerlei giftige Dämpfe – es verbrennt rückstandslos zu Wasser und Kohlenstoffdioxid – was es ebenso von vielen anderen Kunststoffen unterscheidet.

Allerdings gibt es bestimmte chemisch modifizierte Polyethylen-Typen, die durchaus schädliche Verbindungen enthalten, bei denen teilweise doch Weichmacher hinzugefügt oder die mit PVC vermischt werden.

Diese haben aber entsprechend andere Bezeichnungen wie beispielsweise chloriertes Polyethylen (PE-C).

4. Ist Polyethylen PVC?

Nein, PE ist zwar ebenfalls ein thermoplastischer Kunststoff, aber Polyethylen ist definitiv kein PVC.

Zum einen wird Polyethylen nicht aus dem gefährlichen Vinylchlorid hergestellt, sondern aus Ethylen.

Darüber hinaus gibt es weitere gravierende Unterschiede zwischen PE und PVC, sowohl in der Herstellung als auch den mechanischen Eigenschaften sowie Gesundheits- und Umweltauswirkungen der beiden Kunststoffe.

PVC ist beispielsweise in seiner Ausgangsform spröde und hart, weshalb ihm oft Weichmacher zugesetzt werden müssen, um verwendbare Produkte zu bekommen.

Mehr über PVC und seine Probleme erfährst du hier.

5. Ist Polyethylen umweltschädlich?

Von fertigem Polyethylen, insbesondere von den drei hauptsächlich verwendeten Typen HDPE, LDPE und LLDPE, geht zwar keine direkt umweltschädigende Wirkung aus – zumindest nicht in dem Sinne, dass sie giftige Stoffe in die Umwelt abgeben würden.

Polyethylen enthält nämlich in aller Regel keine giftigen Zusatzstoffe wie Weichmacher oder Schwermetalle, die mit der Zeit oder bei seiner Entsorgung entweichen könnten.

Zudem ist es technisch vollständig und schadstofffrei recycelbar, was zumindest in Deutschland auch größtenteils gemacht wird.

Das oft vorgebrachte Argument, dass selbst bei der Verbrennung von Polyethylen lediglich Wasser und CO2 anfallen, aber keine giftigen Dämpfe, stimmt zwar.

CO2 ist aber bekanntlich ein Treibhausgas, wodurch die Verbrennung von aus fossilen Rohstoffen gewonnenem Polyethylen eindeutig zum Klimawandel beiträgt – und damit klar umweltschädlich ist.

Und da in Deutschland über die Hälfte der Kunststoffe thermisch verwertet (also verbrannt) werden, entstehen dabei erhebliche Mengen an CO2.

Außerdem schädigen alle Kunststoffe, inklusive Polyethylen, durchaus massiv die Umwelt, denn da sie nicht biologisch abbaubar sind, verbleiben sie bei unsachgemäßer Entsorgung auf unbestimmte Zeit in der Natur.

Wir alle sind uns des massiven Problems der zunehmenden Verschmutzung unserer Meere bewusst, die alles Leben im Wasser stark gefährdet.

Zudem zerfallen Polyethylen und andere Kunststoffe mit der Zeit in Mikroplastik, was sich praktisch nicht mehr aus der Umwelt entfernen lässt und in die Nahrungskette gelangt.

6. Ist PE biologisch abbaubar?

Nein, Polyethylen ist genau wie alle anderen Kunststoffe grundsätzlich nicht biologisch abbaubar.

Das ist genau die Ursache, warum die weltweite Verschmutzung der Natur und insbesondere der Meere ein zunehmendes Problem wird.

Denn Kunststoffe, allen voran Plastiktüten, Folien und alle möglichen Kunststoffverpackungen sind eben oftmals aus LDPE oder HDPE gefertigt.

Weil diese von Mikroorganismen praktisch nicht zersetzt werden können, bleiben sie Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte in der Umwelt – sie gelten deshalb als biopersistent.

7. Ist Polyethylen kompostierbar?

Kompostierung ist letztendlich nichts anderes als menschlich überwachter biologischer Abbau – entweder auf dem heimischen Kompost, oder in industriellen Kompostierungsanlagen.

Weil Polyethylen aber grundsätzlich nicht biologisch abbaubar ist, lässt es sich natürlich auch nicht kompostieren.

Deshalb würde Polyethylen oder anderer Kunststoff den Kompost nur verunreinigen, aber nicht verrotten.

8. Ist Polyethylen recycelbar?

Ja, die gute Nachricht ist, dass sich Polyethylen sehr gut recyceln lässt. Nahezu alle Kunststoffe werden hierzulande über das duale System eingesammelt, sortiert und verwertet.

Polyethylen macht an den wiederverwerteten Kunststoffen noch vor Polypropylen (PP) den größten Anteil aus.

Als thermoplastischer Kunststoff lässt sich Polyethylen theoretisch unbegrenzt oft einschmelzen und zu neuen Produkten verarbeiten.

Ca. 99% der Kunststoffabfälle werden in Deutschland verwertet: konkret werden etwa 47% werkstofflich genutzt, also eingeschmolzen oder als Plastik-Rezyklat zu neuen Kunststoffen verarbeitet.

Die übrigen ca. 52% werden energetisch verwertet, also in der Regel in Müllverbrennungsanlagen in Strom verwandelt.

9. Ist Polyethylen nachhaltig?

Obwohl Polyethylen neben Polypropylen (PP) wohl einer der unproblematischsten Kunststoffe ist, macht ihn das dennoch nicht zu einem nachhaltigen Werkstoff.

Zum einen ist da die Tatsache, dass PE praktisch immer ein Produkt der Erdölindustrie ist, weil es aus Ethylengas hergestellt, welches aus Erdgas oder Erdöl gewonnen wird.

Insofern ist der Rohstoff begrenzt und nicht regenerativ, was direkt der Idee der Nachhaltigkeit entspricht.

Es gibt zwar auch die Möglichkeit, PE aus Bio-Ethanol herstellen (Bio-PE), allerdings wird dieses Verfahren weltweit so gut wie nie genutzt.

Zum anderen ist Polyethylen deshalb nicht nachhaltig, weil es global gesehen massiv für Umweltverschmutzung sorgt.

Zwar gibt es in Deutschland und einigen anderen westlichen Ländern ein sehr gut funktionierendes Abfall- und Recyclingsystem für Kunststoffe wie PE.

Allerdings ist die Realität, dass weltweit Unmengen von Plastik in den Ozeanen und der freien Natur landen – Tendenz steigend.

Da PE nicht biologisch abbaubar ist, zerfällt es mit der Zeit in immer kleinere Stücke, bis hin zu sogenanntem Mikroplastik, welches in die Nahrungskette und unser Trinkwasser gelangt.

Zudem wird es oft Tieren zum Verhängnis: sie verheddern sich darin oder verwechseln es mit Nahrung, verletzen sich dann daran innerlich oder verhungern leidvoll, weil ihre Mägen mit unverdaulichem Plastik gefüllt sind.

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